Kaltenkirchen (em) „An dem Telefon ist ja eine Schnur! Wozu braucht man die denn?“ So oder so ähnlich hörte man es am vergangenen Samstag oft in der Stadtbücherei Kaltenkirchen. Dort drehte sich einen Vormittag lang alles um das Thema „Geschichte zum Anfassen“. 250 Besucher folgten der Einladung zum dem etwas anderen Familiensamstag und tum-melten sich an den verschiedenen Stationen in der Bücherei.

Im Eingangsbereich konnten die Besucher sich mit ausgesonderten Medien einde-cken: ein Medienflohmarkt mit Büchern, CDs und DVDs lud zum Stöbern ein. Gleich daneben informierte eine Ausstellung über die Geschichte der Stadtbücherei. Zu je-dem Jahrzehnt seit der Eröffnung im Jahre 1961 gab es dort interessante Fakten und Bilder zu sehen. Wie sich die Arbeit von Bibliotheksmitarbeitern im Laufe der Jahre entwickelt hat, konnte dann auch gleich im Vorraum bestaunt werden. Altes Bücherei-material wie historische Leseausweise, Zettelkästen und Lochkarten zeigte, wie rasant sich die Technik auch in Bibliotheken verändert hat. Am nachgebildeten Schreibtisch eines Bibliothekars im Innenraum der Bibliothek konnten die Besucher hautnah erfah-ren, was es hieß, früher in einer Bibliothek zu arbeiten. Eine Schreibmaschine mutierte unerwartet zum Publikumsrenner bei den kleineren Besuchern. Die Nachwuchsbiblio-thekare hauten kräftig in die Tasten und freuten sich über das laute „Pling“, wenn die Zeile zu Ende war.

Die Bücherei hatte in Vorbereitung auf die Veranstaltung alle Kaltenkirchener dazu aufgerufen, ihre historischen Geräte vom Dachboden zu holen und diese für einen Tag zur Verfügung zu stellen. So kam ein buntes Sammelsurium aus Geräten und Spei-chermedien der letzten Jahrzehnte zusammen: verschiedene Telefone mit Wähl-scheibe, ein Commodore 710 mit Laufwerk, Kassettenrekorder, Walkman, Schallplat-tenspieler, Tonbandgerät, Handys wie z. B. der Klassiker Nokia 3310, Gameboys, Zau-berwürfel, Super 8 Kamera, Rechenmaschine und ein elektrischer Tacker. Begleitzet-tel klärten z. B. über das Erscheinungsjahr, den Einführungspreis und den Hersteller auf. Viele der Geräte wie die Gameboys und den Dia-Projektor konnten von den Be-suchern selbst ausprobiert werden. Vor allem das Super Nintendo im Jugendraum wurde rege genutzt. Spiele wie Super Mario World und Donkey Kong versetzten Er-wachsene in ihre Kindheit zurück und überraschten Kinder, die das Gerät noch nie gesehen hatten. Das Bibliothekspersonal gab den einen oder anderen Tipp wie man mit Mario und Luigi möglichst viele Punkte erspielen kann.

Ebenfalls sehr gut besucht war die Leseecke, in der die Geschichte Kaltenkirchens thematisiert wurde. Historiker Dr. Gerhard Braas zeigte auf der großen Leinwand ge-schichtliche Fotos und unterhielt sich angeregt mit Besuchern über vergangene Zeiten. Enno Hasbargen und Indra Schmalfeld waren für den Trägerverein der KZ-Gedenkstätte Kaltenkirchen in Springhirsch e.V. vor Ort und zeigten anhand eines Modells die Gedenkstätte. Sie informierten außerdem über Angebote für Schulklassen und andere Besuchergruppen. Eine Medienausstellung zu den Themen Technikgeschichte und historisches Kaltenkirchen rundete die Veranstaltung ab. Das Feedback der Veranstaltungsbesucher war durchweg positiv. Viele Eltern konnten ihren Kindern einmal zeigen, was für sie früher Alltag war.

Foto: Historiker Dr. Gerhard Braas (Rechts, grauer Anzug, schwarze Lesebrille) und Indra Schmalfeld von der KZ-Gedenkstätte (links, blauer Kapuzenpullover) im Gespräch mit einer Kundin (Mitte). Im Vordergrund Enno Hasbargen (schwarzer Fleecepullover, schwarze Brille) im Gespräch mit einem Kunden über das Modell der KZ-Gedenkstätte in Springhirsch.