Kaltenkirchen (ub) Das Lokale Bündnis für Familie hatte zu einem Fachgespräch mit Sozialminister Dr. Heiner Garg und dem Arbeitskreis Demenz in das Mehrgenerationenhaus des Tausendfüßlers geladen. Was anderenorts bereits möglich ist, fehlt in Kaltenkirchen und Umgebung: eine Tagespflege für Demenzkranke, damit pflegende Angehörige einer beruflichen Tätigkeit nachgehen können oder einfach mal selber Urlaub machen können, um neue Kraft für die Pflege ihrer Angehörigen zu tanken.
„In Deutschland leben z. Zt. 1,2 Millionen Demenzkranke und die Zahl ist steigend. Kaltenkirchen möchte eine demenzfreundliche Stadt sein und das Thema Demenz aus der Tabuzone herausholen und ein Stück Selbstverständlichkeit im Alltag werden lassen“, so Elke Adomeit, Koordinatorin des Lokalen Bündnisses für Familie. Unter den knapp 30 Zuhörern waren auch Fachkräfte aus Pflegeberufen, wie z. B. Isolde Mohr, Leiterin des Alten- und Pflegeheimes Uhlenhorst und Marina Walla-Reichardt, Gesellschafterin des Häuslichen Kranken- und Altenpflegedienstes Bliev to Huus. Beide beklagten den außerordentlich hohen und komplizierten Verwaltungsaufwand und die gesetzlichen Vorgaben. Es müsse nicht für jede Sparte einen eigenen Pflegedienstleiter geben, so Isolde Mohr. Es bedarf eines Kompetenzzentrums für demenzerkrankte in Zusammenarbeit mit den Pflegekassen, eine neue Pflegeinfrastruktur muss her. Pflegebedürftige Senioren, egal ob dement oder körperlich behindert dürfen nicht wie alt gewordene kleine Kinder behandelt werden.
„Gesundheit und Pflege müssen wie ein Zahnrad ineinandergreifen, und nicht noch Demenz als Drittes dazukommen“, so Dr. Heiner Garg und „die Pflegeversicherung müsste mehr steuer- als beitragsfinanziert sein“. Ulrich Mildenberger vom Pflegestützpunkt Kaltenkirchen mahnte an, nicht die alleinlebenden Menschen mit beginnender Demenz zu vergessen, es müsse mehr niedrigschwellige Betreuungsangebote geben um Erkrankte frühzeitig in Hilfssysteme einzubinden. Einen Vorläufer der Tagespflege gibt es bereits in kleinem Rahmen durch das DRK in Zusammenarbeit mit der Pflege Diakonie in Kaltenkirchen. Es handelt sich hierbei um 3 Gruppen, in denen eine Betreuung von maximal 3 Stunden täglich angeboten wird. Zum Ende der Diskussionsrunde lud Dr. Heiner Garg Frau Walla-Reichhardt ein, mit ihrer Gruppe von Pflegefachkräften nach Kiel in das Sozialministerium zu kommen und ihre Vorschläge für ein neues Pflegekonzept vorzutragen und mit seinen Mitarbeitern zu besprechen, um „ ... den einen oder anderen Bremsklotz auf Landesebene aus dem Weg zu räumen“.