Kaltenkirchen (rj) Gut für Fußgänger, schlecht für die Radler: In der Holstenstraße ist seit einem halben Jahr das Radfahren auf den Fußwegen nicht mehr erlaubt. Die Gefahr bleibt: Die Pflasterung aus dem letzten Jahrhundert ist für Drahtesel unzumutbar.

Die Verkehrsaufsicht des Kreises hob nach einer höchstrichterlichen Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichtes und aufgrund eines darauf stützenden Widerspruches des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) die Radwegebenutzungspflicht auf. Dies gilt für die Schützenstraße, Schmalfelder Straße zwischen Friedenstraße und Ortsausgang, Königstraße, Straße am Markt und eben die Holstenstraße. Damit die Radler die Fahrbahn zwischen Brauerstraße und dem Rathausgarten beidseitig benutzen können, sind die Pflasterkissen auf 1,85 Meter reduziert worden. Was bleibt, ist eine Fahrspur von einem Meter und das Kopfsteinpflaster. „Wir machen uns Gedanken, mit welchen Maßnahmen der Straßenbelag für Radler besser befahrbar gemacht werden kann“, teilt Bürgermeister Hanno Krause mit. „Alles hängt aber von der verkehrsrechtlichen, baulichen und finanziellen Umsetzbarkeit und letztlich der Entscheidung der Stadtvertretung ab.“ Krause hofft, dem Bau- und Umweltausschuss noch im Herbst einen Lösungsvorschlag unterbreiten zu können.

Damit ein rüttelfreies Fahren möglich ist, schlägt Rolf Jungbluth vom ADFC Norderstedt vor, seitlich neben den Kissen zwei Streifen in glatten Steinen im Maß 25 mal 25 Zentimeter neu zu pflastern. „Die Streifen führen dazu, dass der Radverkehr jeweils auf den beiden Seiten gebündelt wird“, erklärt er. „Der Autoverkehr kann besser erkennen, dass Radler auch aus der Gegenrichtung kommen.“

CDU: Ausbau eines einseitigen Fußund Radweges

Meinung und PolitikDas Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes, erwirkt von der Interessenvertretung der Radfahrer, hat für die Kaltenkirchener Radfahrer auf der Holstenstraße für richtigen Ärger gesorgt. Die Fußgänger hingegen sind in der Holstenstraße mit der neuen Anordnung zufriedener.
Wir von der CDU stellen Überlegungen an, wie wir zu einer glatten Oberfläche in der Straße kommen können. Die Steinoptik soll erhalten bleiben und die verkehrsrechtliche sowie vor allem die finanzielle Umsetzbarkeit muss geprüft werden. Wir können uns auch den Ausbau eines einseitig getrennten Fuß- und Radweges durch Streichung von Pkw-Stellplätzen vorstellen. Fest steht für die CDU, dass es eine Veränderung der Situation für Radfahrer geben muss. Die Verwaltung ist beauftragt, Lösungsvorschläge zu unterbreiten. Die Selbstverwaltung hat dann zu entscheiden, wie es zu einer Entspannung für die Radfahrer kommen kann.

FDP: Wir favorisieren eine Straße für alle

Meinung und PolitikDie jetzige Regelung in der Holstenstraße ist weder „Huhn noch Hahn“. Wir favorisieren die Holstenstraße als eine „Straße für alle“. Dieser Vorschlag ist eines von mehreren Ergebnissen des Rahmenplanes „Innenstadt und gesamtstädtisches Verkehrskonzept“.
Die FDPFraktion ist sich einig: Mit einer „Straße für alle“ würde die Holstenstraße zu einer Verkehrsfläche werden, wie sie auch in einer Spielstraße gegeben ist. Die Vorteile liegen auf der Hand: Es würde ein lebendiger Ortsmittelpunkt geschaffen zwischen Bahnhof und Friedenseiche mit dem Grünen Markt und seinen Randgebieten. Bauliche Voraussetzung wäre, anstelle des Kopfsteinpflasters eine Fläche mit Verbundstein zu schaffen, die eine gleiche Ebene mit der vorhandenen Gehfläche herstellt. So können sich Fußgänger, Radfahrer, Rollstuhlfahrer und Autos gleichberechtigt bewegen. Nicht nur in Holland, sondern auch in vielen deutschen Städten hat sich diese Art gleichberechtigter Verkehrsteilnehmer bewährt.
Durch Blumenkübel oder eine ähnliche Straßenmöblierung würde die Holstenstraße als Durchgangsstraße reduziert und dennoch für Geschäfte und Anwohner anfahrbar sein. Eine Lärmminderung ergäbe sich durch die Schrittgeschwindigkeit und würde die jetzigen „Hubbel“ überflüssig machen. Die Anzahl der Parkplätze müsste nicht reduziert werden. Natürlich gibt es ein Hauptproblem: die Kosten. Zu überprüfen sind auch rechtliche und technische Einwände. Dennoch: Eine „Straße für alle“ erhöht die Verkehrssicherheit und trägt zu einer positiv belebten Innenstadt bei.

Aktive Demokraten
Die Aktiven Demokraten für Kaltenkirchen waren in diesem Fall nicht aktiv. Eine Stellungnahme haben wir trotz Nachfrage nicht erhalten.

SPD: Geeigneten Belag für Radler schaffen

Meinung und PolitikSeit einem halben Jahr müssen Radfahrer in der Holstenstraße die Fahrbahn nutzen. Als großes Hindernis erwiesen sich die sogenannten Aufpflasterungen, diese wurden zurückgebaut und sind jetzt von Radfahrern gefahrlos zu passieren. Es gibt Konflikte mit Autofahrern, da jetzt die Fahrradfahrer die Holstenstraße auch entgegen der Einbahnstraßenregelung zu befahren haben. Hier bedarf es einer gewissen Zeit der Eingewöhnung aller Verkehrsteilnehmer.
Wer die Situation beobachtet, wird bemerken, dass sich weiterhin die Mehrzahl der Radfahrer auf dem Bürgersteig bewegt, und gerade dieser Zustand sollte ja beseitigt werden. Grund hierfür ist das für Radfahrer nicht geeignete Kopfsteinpflaster in der Holstenstraße. Dieses Pflaster ist für Radfahrer unzumutbar und bei bestimmten Witterungsverhältnissen gefährlich. Der zuständige Fachausschuss wird darüber beraten, wie dieses Problem beseitigt werden kann. Die SPD wird sich dafür einsetzen, Fahrspuren für Radfahrer in beiden Richtungen mit einem geeigneten Fahrbahnbelag zu schaffen. Außerdem werden wir uns für die Umsetzung der Vorgaben aus dem Verkehrskonzept einsetzen. Nach diesem Konzept soll der Durchgangsverkehr in der Holstenstraße vermindert werden.
Dies soll durch die Einrichtung einer verkehrsberuhigten Zone im Bereich Bahnhof Kreuzung Brauerstraße/Am Markt erreicht werden. Die Planungen können in Angriff genommen werden, wenn die Bahnhofumfeld- Bebauung abgeschlossen ist. Dann kann die Situation in der Holstenstraße neu beurteilt werden.