Neumünster (em) Der Countdown läuft: Den Unternehmen, Kommunen und Vereinen bleiben nur noch gut fünf Monate Zeit, um ihren bargeldlosen Zahlungsverkehr auf die euro-paweit einheitlichen Verfahren umzustellen. Ab dem 1. Februar 2014 funktionie-ren nur noch die neuen SEPA-Verfahren; SEPA steht für Single Euro Payments Area (Einheitlicher Euro-Zahlungsverkehrsraum).

Doch viele Betroffene haben sich bislang noch gar nicht oder nicht ausreichend mit dem Umstellungsbedarf auseinander gesetzt. Dies kann dramatische Folgen haben, deshalb schlagen die VR Bank Neumünster und die Sparkasse Südhol-stein jetzt Alarm. In einer gemeinsamen Pressekonferenz appellieren sie an alle Firmen, Kommunen und Vereine, sich nun dringend „SEPA-fit“ zu machen. „Besonders die mittleren und kleinen Betriebe unterschätzen den Aufwand und die Konsequenzen. Im schlimmsten Fall kann ein Unternehmen ab Februar keine Rechnungen mehr einziehen und keine Gehälter mehr bezahlen. Gleiches gilt für Mitgliedsbeiträge von Vereinen. Es hält sich hartnäckig das Gerücht, SEPA würde nur Auslandszahlungen betreffen.

Aber das stimmt nicht, es betrifft auch den deutschen Zahlungsverkehr, und zwar alle Überweisungen und Lastschriften, und damit wirklich jeden“, erklärt Martin Deertz, Vorstandsmitglied der Sparkasse Südholstein. In die gleiche Kerbe schlägt auch Dr. Rainer Bouss, Vorstandsmitglied der VR Bank Neumünster: „Wir möchten verdeutlichen, dass bisher genutzte Zahlungs-arten ganz entfallen und durch neue ersetzt werden, die auch neue Bedingungen mit sich bringen. Die neue 22-stellige-Kontonummer ist dabei das geringste Problem. Auch müssen einige etablierte Zahlarten auf Online-Betrieb umgestellt wer-den, da es Lastschriften in Form von Papierbelegen, Disketten und Ähnliches nicht mehr geben wird. Dies stellt inbesondere kleine Vereine, deren ehrenamtliche Kassenwarte teilweise noch mit Vordrucken arbeiten, vor eine Herausforderung.“ Volksbank und Sparkasse sprechen seit Monaten ihre betroffenen Kunden aktiv an, um sie umfassend aufzuklären. Regelmäßig wird überprüft, wie viele bereits „SEPA-ready“ sind, die Umstellung also rechtzeitig schaffen werden. Der aktuelle Stand gibt Anlass zur Sorge: „Bisher haben nur 13 Prozent unserer betroffenen Kunden den ersten Schritt für die Umstellung ihres Zahlungsverkehrs gemacht und einen neuen Inkassovertrag abgeschlossen.

Gerade einmal vier Prozent haben bislang die neuen Firmen-Lastschriftmandate hinterlegt, die die heutigen Abbuchungsaufträge ersetzen und zum Einzug von Geldern benötigt werden. Hier muss dringend etwas passieren“, warnt Martin Deertz. Matthias Lau, Vorstandsmitglied der VR Bank Neumünster, ergänzt: „Die notwendigen Veränderungen betreffen nicht nur die Buchhaltung. Je nach Größe des Betriebes gibt es Handlungsbedarf in IT und Personalbereich sowie im Kun-denservice, Vertrieb und Einkauf. Zum Beispiel müssen teilweise neue Vereinbarungen mit Kunden und Lieferanten getroffen werden. Ganz zu schweigen von der notwendigen Anpassung von Briefbögen und weiteren Geschäftspapieren.“ Die Vorstände appellieren eindringlich: „Vermeiden Sie jedes Risiko und machen Sie sich jetzt sepa-fit. Es ist höchste Zeit!“

Einheitlichkeit im Zahlungsverkehr dank SEPA
Die Welt wächst mehr und mehr zusammen. Im Zahlungsverkehr dominieren jedoch nach wie vor nationale Verfahren. Selbst im Euro-Raum sind Überwei-sungen und Lastschriften derzeit noch unterschiedlich geregelt. Um dieser Aufsplitterung ein Ende zu bereiten, haben Politik und Kreditwirtschaft einheitliche Regelungen für den nationalen und europäischen Zahlungsverkehr eingeführt. SEPA heißt dieses Projekt. Das Wort steht für Single Euro Payments Area (Einheitlicher Euro-Zahlungsverkehrsraum) und hat die Vereinheitlichung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs in Europa zum Ziel. Die neuen einheitlichen Verfahren sind für Euro-Zahlungen in den 28 EU-Staaten, Island, Liechtenstein, Norwegen sowie Monaco und der Schweiz nutzbar.

Eine wichtige Nummer: die IBAN
Die wichtigste Neuerung für Bankkunden ist eine Kennziffer, die künftig alle nationalen Kontoangaben (in Deutschland Kontonummer und Bankleitzahl) ersetzt: die IBAN (International Bank Account Number, internationale Bank-kontonummer). Die IBAN ist je nach Land unterschiedlich lang (in Deutschland hat sie immer 22 Stellen), vom Prinzip her aber immer gleich aufgebaut: Sie besteht aus einem internationalen Teil, der sich aus einem Länderkennzeichen und einer Prüfziffer zusammensetzt, und einem nationalen Teil, der individuelle Kontodetails enthält. In Deutschland sind das die Bankleitzahl und die Kontonummer.

SEPA-Zahlverfahren:
SEPA-Überweisungen können seit Januar 2008 in Euro innerhalb Deutschlands und grenzüberschreitend in alle SEPA-Teilnehmerländer durchgeführt werden. Ab 1. Februar 2014 löst die SEPA-Überweisung das nationale Überweisungsverfahren in den Euroländern endgültig ab. Die SEPA-Lastschrift wurde im November 2009 eingeführt und ist schon heute sowohl national als auch grenzüberschreitend nutzbar. Es gibt zwei SEPA-Lastschriftverfahren: das SEPA-Basislastschriftverfahren sowie das Firmenlast-schriftverfahren. Das SEPA-Basislastschriftverfahren steht Verbrauchern und Unternehmen offen und enthält vom deutschen Einzugsermächtigungslastschrift-verfahren zahlreiche bekannte Elemente. Die SEPA-Firmenlastschrift ist ausschließlich im Verkehr mit Unternehmen möglich und ähnelt dem heutigen Abbu-chungsauftragsverfahren.

Gläubiger-Identifikationsnummer:
Um als Zahlungsempfänger (z.B. Unternehmen, Handel) Lastschriften auf Basis der SEPA-Lastschriftverfahren nutzen zu können, benötigt der Zahlungsempfän-ger eine Gläubiger-Identifikationsnummer. Hierbei handelt es sich um eine kon-tounabhängige und eindeutige Kennung, die den Zahlungsempfänger als Lastschrift-Einreicher zusätzlich identifiziert. In Deutschland ist die Gläubiger-Identifikationsnummer bei der Deutschen Bundesbank über das Internet zu beantragen: www.glaeubiger-id.bundesbank.de

Foto:
VR Bank und Sparkasse appellieren: „Jetzt SEPA-fit machen!“. Von der VR Bank Neumünster: Firmenkundenbetreuer Tim Rostock (von links), Holger Bajorat, Direktor Fimenkunden, sowie die beiden Vorstandsmitglieder Matthias Lau und Dr. Rainer Bouss. Von der Sparkasse Südholstein: Vorstandsmitglied Martin Deertz, Tim Ramsl, Direktor Firmenkunden, und SEPA-Experte Volker Dubberke.