Neumünster (em/la) Was die Ausbildung im Handwerk so einzigartig macht: Schon seit Preußens Zeiten gibt es in Deutschland die Schulpflicht aber danach wird der junge Mensch in die Freiheit entlassen. Ab diesem Zeitpunkt ist die Entscheidung über den Beruf ein wichtiger Abschnitt im Leben eines jungen Erwachsenen.

Niemand muss eine Ausbildung machen, manchen lockt das schnelle Geld als Model, Schauspieler, Sänger oder Web-Blogger und viele Medien werden nicht müde, tolle Typen vorzustellen, die ganz ohne Ausbildung viel Geld gemacht haben. Nüchtern betrachtet, sind das Einzelfälle, oft Tagesprominente, die von der Yellow Press hochgejubelt, aber genauso schnell wie eine heiße Kartoffel fallengelassen werden. Also tut man gut daran, den Rat der Eltern „Lern was Vernünftiges!“ zu befolgen. Aber was ist denn „vernünftig“? Zum Beispiel das Handwerk und seine Ausbildungsformen. Da ist zum einen das in Deutschland ziemlich einmalige Duale System ein Teil findet in der Berufsschule statt, der andere im Betrieb im realen Einsatz.

Kombination aus Berufsschule und Betrieb
Mit der Verknüpfung von Theorie und Praxis wird garantiert, dass die Ausbildung nicht am späteren Bedarf vorbei erfolgt. Der praktische Teil im Lehrbetrieb erfolgt entweder an drei bis vier Tagen in der Woche, die Theorie gibt es an einem oder zwei Wochentagen in der Berufsschule. Oft konzentriert man die Berufsschulzeit auch im Blockunterricht, bis zu acht Wochen am Stück verbringt der Lehrling dann an der Berufsschule. In manchen Gewerken gibt es auch von den Innungen betriebene „Überbetriebliche Ausbildungszentren“, die Techniken vermitteln, die in den oft spezialisierten Ausbildungsbetrieben nicht angewandt werden. Neben der Vermittlung von Fachkenntnissen vertiefen die Berufsschulen auch die Allgemeinbildung und verleihen Bildungsabschlüsse, die eine höhere Ausbildung ermöglichen.

Der Betrieb Kollegialität im Team
Die Tage im Betrieb dienen natürlich vorrangig dem Erwerb der praktischen Fertigkeiten, die durch Meister oder Gesellen also Facharbeitern vermittelt werden, auch ohne neugierige Blicke der Kunden oder anderer Kollegen. Ein weiterer Effekt ist die Integration in die Berufswelt. Die Ausbildungsvergütung ist je nach Gewerk unterschiedlich, erlaubt jedoch schon, sich manchen Wunsch zu erfüllen. Im Handwerk ist man schon nach kurzer Zeit Teil des Teams und im Pausengespräch erhält der junge Azubi von den älteren Kollegen Ratschläge und Informationen weitab von gebräuchlichen Lehrplänen. Schon nach kurzer Zeit kann der Azubi stolz darauf sein, an einem Werkstück, Bau oder anderen Aufgaben mitgewirkt zu haben.

Nicht Einer von Tausend im Hörsaal
In kleineren Ausbildungsbetrieben hat der junge Azubi auch schnell die Chance, sich einen Namen zu machen, sich zu profilieren. Bei guten Leistungen ist die spätere Übernahme damit schon fast garantiert. Mit der bestandenen Abschlussprüfung bekommt der ehemalige Azubi ein Zeugnis des Ausbildungsbetriebes, sein Berufsschulzeugnis und den Gesellenbrief. Damit gilt er als „voll ausgebildet“! Wer mehr will, der kann sich auf dieser Basis zum Techniker, Meister und mit Fachhochschulreife und Studium auch zum Ingenieur oder Architekten weiterbilden. Die Chance für einen Ingenieur, der im Gegensatz zu seinen studierten Kollegen weiß, an welchem Ende der Lötkolben heiß ist, dürfte auf jedem Arbeitsmarkt ungleich höher sein.

Die passende Ausbildung finden
Informationen rund um die Ausbildung, Bewerbungstipps, Berufsbilder sowie eine regionale Lehrstellenbörse gibt es unter: www.handwerk-mittelholstein.de/Bildung