Neumünster (em) Die Tischler-Innung Neumünster hat 19 Handwerker von ihren Lehrpflichten entlassen. Neben den Jahrgangsbesten wurden auch Gesellen für besondere Designerstücke geehrt. Ein Tischler wird in Europa seine Fertigkeiten erweitern.
„Der Arbeitsmarkt steht Ihnen offen, Sie werden händeringend gesucht“, beglückwünschte Obermeister Joachim Schlüter die jungen Handwerker und ihre Familien, die am 28. Juni zur feierlichen Freisprechung im Restaurant Johann und Amalia in der Stadthalle Neumünster zusammengekommen waren. „Dieser Jahrgang war wieder sehr gut mit vielen tollen Gesamtergebnissen“, berichtete Schlüter weiter. Der Innungsbeste seines Jahrgangs war Philipp Schreiber, der bei Hans Voss Holzbau in Neumünster gelernt hat. Der Kieler erzählte, dass er nach seinem Abitur zunächst ein Physikstudium aufgenommen hatte. „Das passte aber nicht. Der Beruf des Tischlers hingegen ist genau das Richtige für mich. Ich kann kreativ sein und am PC planen. Tischler ist ein moderner Beruf. Mit der CNC-Technik kann man richtig viel experimentieren“, beschrieb der 22-Jährige die Gestaltungsmöglichkeiten. Ob er noch die Meisterschule besuchen und in die Selbständigkeit gehen wird, habe er noch nicht entschieden. Ihm stehen alle Türen offen.
Die zweitbesten Noten erhielt Jannik Overath (Die Möbeltischlerei, Inhaber Olaf Kröger, Neumünster) und Bjarne Rohwer (Feine Möbelwerkstatt, Inhaber Henning Melzer, Neumünster) war der drittbeste Prüfling. Für sein besonderes Gesellenstück bekam Bjarne Rohwer vom Ausschuss die Auszeichnung für das ansprechendste Möbelstück. „Die Gute Form“ legt Wert auf das Design und die Gestaltung. Bjarne Rohwers Flurschrank wurde gelobt für die zurückhaltende Eleganz und den schwebenden Charakter, der durch die Aufhängung und Glasplatten erzeugt wurde. „Mir war die minimalistische Formsprache wichtig“, erklärte der ehemalige Waldorfschüler, der nach seinem Schulabschluss noch den Bundesfreiwilligendienst an seiner Schule absolviert hatte. Der 23-Jährige möchte in seinem Lehrbetrieb bleiben, zuvor allerdings mit dem Erasmus-Plus-Programm Europa bereisen. „Ich möchte in anderen Ländern arbeiten und habe Lust, herumzukommen“, so der Neumünsteraner.
Den zweiten Platz der „Guten Form“ belegte Merlin Frederik Wolff (Tischlerei Wendt, Wasbek). Für ihr Werkstück wurde Hannah Brandt (Stegert Möbelwerkstätten, Neumünster) mit dem dritten Platz ausgezeichnet. Sie war Klassensprecherin und bedankte sich bei den Lehrern für die „richtig coole Zeit“. Weiter sagte die Tischlerin: „Wir haben in den drei Jahren sehr viel gelernt. Auch unsere Selbstdisziplin wurde gefordert.“ Traditionell gibt es in der Tischler-Ausbildung mehr Frauen als in anderen Handwerksberufen. In diesem Jahrgang waren unter den 19 Tischlern sechs Gesellinnen.
Über eine besonders finanzielle Zuwendung konnten sich die Zweier-Kandidaten freuen: Sie bekamen von der Werner-Hesebeck-Stiftung aus Henstedt-Ulzburg je einen Scheck überreicht. Sie fördert seit 2003 in der Stadt Neumünster und im Kreis Segeberg Tischler-Lehrlinge.
Zwei enge Begleiter verabschiedete Obermeister Schlüter während der Feier: Nach 37 Jahren als Lehrer an der Walther-Lehmkuhl-Schule ist Oberstudienrat Klaus Rohwer in den Ruhestand gegangen. Er war 31 Jahre Mitglied des Prüfungsausschusses. Zudem hat Dörte Baumgart als Gutachterin den Ausschuss „Die Gute Form“ verlassen. Die Nortex-Mitarbeiterin war fast 20 Jahre Mitglied und geht ebenfalls in Rente.