Norderstedt (em) „Nein, nicht wirklich“, antwortet Dorfleiter Jörg Kraft mit einem Schmunzeln auf die Frage, ob der Internationale Tag der Geschwister denn im SOS-Kinderdorf Harksheide auch ordentlich gefeiert wird. Im Dorf, so Kraft, sei auch so genug los, zusätzliche Feiertage würden nicht dringend benötigt. Aber als Anlass, sich mal über Geschwister im Kinderdorf Gedanken zu machen, dazu sei der Tag vielleicht ganz gut geeignet. Denn selbstverständlich spiele der Umstand, dass viele der im Dorf lebenden Kinder leibliche Geschwister seien, bei der Erziehungsplanung eine wichtige Rolle.

Der Blick in die aktuelle Belegungsstatistik des Dorfes bringt dann auch interessante Zahlen zu Tage. So sind aktuell 33 von 50 der im SOS-Kinderdorf Harksheide lebenden Kinder leibliche Geschwister. Die Jüngste ist noch nicht einmal zwei Jahre alt, der Älteste bereits 14. Diese 33 Kinder stammen ursprünglich aus 12 verschiedenen Familien. Da das Kinderdorf zurzeit 9 Kinderdorffamilien und Wohngruppen hat, bedeutet das aber, das nicht alle Geschwister zusammen in Familien leben können, oder? Dem stimmt Dorfleiter Jörg Kraft zu. „Geschwister sind etwas wunderbares“, so Kraft, aber sie würden häufig auch in einer konkurrenzähnlichen Situation leben, und das gelte besonders für die Kinder des Dorfes, die in der Regel aus stark belasteten Lebensverhältnissen kämen.

„Der normale Alltag, wo für jeden genug da ist, und wo jeder das machen kann, was seinem Alter entspricht, ist für viele unserer Kinder etwas Neues, an das sie sich erst gewöhnen müssen. Da hilft es, wenn man sich ganz auf sich konzentrieren kann“. Deshalb unterscheide man bei der Unterbringung weniger nach leiblicher Verwandtschaft, als mehr nach dem Alter der Kinder und den anstehenden Entwicklungsschritten. Jeder, so Kraft, solle möglichst die für ihn optimalen Lebensbedingungen geboten bekommen. Selbstverständlich leben Geschwister aber immer weiter zusammen in einem Dorf, auch wenn sie nicht immer in einer Familie leben. „Wirklich trennen würden wir Geschwister nie. Aber so können die Großen erleben, dass es ihren kleinen Geschwistern gut geht, und sie können sich trotzdem ganz um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern“. Und dass die Kinder jede Menge eigene Angelegenheiten haben, kann man beim anschließenden Fototermin feststellen. Nur 12 der 33 Geschwister sind gekommen, der Rest ist unterwegs beim Sport, beim Musikunterricht oder im Praktikum. So solle es aber auch sein, meint Dorfleiter Kraft. „Wenn die Kinder ihre eigenen Interessen aktiv verfolgen, dann ist das genau in unserem Sinn!“

Foto
SOS-Kinderdorf Harksheide 12 von 33 Geschwistern aus dem SOS-Kinderdorf Harksheide, die Zeit für einen Fototermin zum Internationalen Tag der Geschwister hatten.