Norderstedt (rj) Wie fahrradfreundlich ist die Stadt? Genau dies wurde im Herbst 2012 in einer bundesweiten Umfrage un-tersucht. Die Ergebnisse werden in diesen Tagen vorgestellt. Beim letzten Test vor vier Jahren lag Norderstedt recht weit hinten.
Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote hat indes das Ziel ausgerufen, dass Norderstedt in zehn Jahren zu den fahrradfreundlichsten Kommunen im Land zählt. 300.000 Euro sollen dafür jährlich für Maßnahmen fließen. Eine erste war die Rückholaktion des ADFC in die Arbeitsgruppe Radverkehr. Die AG will noch in diesem Winter alle Umlaufsperren auf Radwegen prüfen, ob sie überhaupt sinnvoll sind. Auf dem Aufgabenzettel stehen auch die Weiterentwicklung des Radverkehrsnetzes und Neuauflagen des Mobil-Falters und der Radwegekarten.
Der ADFC selbst beobachtet den Erfolg des neu eingerichteten Winterdienstes auf Radwegen. Die Gruppe plant darüber hinaus eine Plakataktion „Radweg oder Straße Sie haben die Wahl“, später im Jahr die Beteiligung an der landesweiten Kampagne „Mit dem Rad zum Einkaufen“ und verkehrspolitische Radtouren in Norderstedt, die gleichzeitig Lust aufs Radeln ma-chen sollen.
Aktuell besteht hier und da noch mehr Unlust. Dem ADFC fehlen durch die relativ großen Entfernungen zwischen den Ortsteilen schnelle und sichere Radelverbindungen, auch abseits der Hauptstraßen. Weitere Forderungen sind eine angemessene Beleuchtung, der Abbau überflüssiger Radlerschikanen und die Absenkung quer liegender Bordsteine. Und das Problem des Linksfahrens müsse gelöst werden. Teilweise würden die Radler in Gegenrichtung fahren, weil die mehrmalige Überquerung der Fahrbahn zu gefährlich sei. Wie die Parteien die Lage sehen, lesen Sie auf der rechten Seite.
CDU: Radwege weiter ausbauen
Bisher sind wichtige Zwischenziele erreicht worden. Die Themenrundwege mit den Klangobjekten sind einmalig in Deutschland. Und die genaue Beschilderung der Fuß- und Radrouten ebenfalls. Ein schönes Beispiel ist auch der beleuchtete, asphaltierte Jägerlauf, der Glashütte mit Harksheide-Nord durch die Tarpenbek-Ost-Niederung hindurch verbindet. Die Falkenbergstraße zeigt, wie schnelle und sichere Radwege im Umkreis von Schule und Kirche auszusehen haben. Und die überdachte Fahrradabstellanlage in Rathausnähe lädt zum Verbund „Radeln und Bahnfahren“ ein. Was besonders fehlt, ist der vollständige Ausbau der Radwege an der Ulzburger und Poppenbütteler Straße, Segeberger Chaussee und Oadby-and-Wigston-Straße im Anschluss an die Rathausallee. Zudem muss die grüne Mittelroute entlang der Tarpenbek West bis zum Alten Kirchenweg ausgebaut werden. Wenn der Ochsenzoll-Kreisel fertig ist, muss der fahrradtechnische Lückenschluss zwischen Wohngebiet Glashütter Damm und Einkaufsgebiet Schmuggelstieg erfolgen.
SPD: Routen stärker vernetzen
Während das Routennetz für Radfahrer abseits der Hauptstraßen bereits in einem guten Zustand ist, fehlt es nach wie vor an vernünftigen Velorouten, die sich parallel zum Autoverkehr bewegen und zum Beispiel bei Ampelschaltungen bevorzugt werden. Zwar finden sich in kurzen Teilbereichen Rad- und Autofahrer auf einer Straße wieder, dennoch bleibt das Fahren auf der Straße für Radler ge-fährlich. Reine Fahrradstraßen zum Beispiel im Bereich der Wohngebiete fehlen gänzlich. Was wir auch brauchen, sind Aufstellflächen für Radler an Kreuzungen vor dem Haltestreifen sowie die Öffnung aller Einbahnstraßen in Gegenrichtung für Radfahrer. Zudem vermissen wir eine konsequente Ahndung von Parkverstößen auf Rad- und Fußwegen. Das Anhängen von Knöllchen allein macht keinen einzigen Weg frei hier bleibt nur das harte Durchgreifen mit Abschleppen. Den Bau des von uns mitbeschlossenen Fahrradparkhauses hat die Verwaltung bis heute verschleppt. Es bleibt eine Menge zu tun, schön wenn der OB jetzt konsequenter handeln will.
FDP: Radparkplätze bewachen
Das Fahrradleihsystem ist eingeführt und der Schnee auf wichtigen Radwegen wird durch die Stadt geräumt. Das sind zwei wichtige Punkte, um die Norderstedter zum Umsteigen auf das Fahrrad zu be-wegen. Wir Liberale wollen die Nutzung des Fahrrades unterstützen, da die meisten Autofahrten in der Stadt nicht etwa Durchgangsverkehr sind, sondern nur von einem Punkt der Stadt zum anderen führen. Lärm und Gestank produzieren wir Nordersteder also selbst. Daher möchte die FDP zum Radwegenetz entlang der Hauptstraßen eines abseits von den Hauptstraßen in Nord-Süd-Richtung wie entlang der Eisenbahn , aber auch in Ost-West-Richtung schaffen. Wir Liberale hoffen, dass möglichst viele Bürger dann bereit sind, noch mehr Fahrten in der Freizeit, aber auch zum Einkaufen oder zur Arbeit mit dem Rad zu machen. Die FDP möchte den Wunsch nach be-wachten Fahrradparkplätzen an stark frequentierten Punkten wie dem Herold-Center oder Norderstedt-Mitte wieder aufgreifen, die mit Fahrradwerkstätten kombiniert privat betrieben werden können.
Die Linke: Grüne Welle für Radler
Trotz erheblicher Verbesserungen ist das Norderstedter Radverkehrsnetz nach wie vor in schlechtem Zustand. Zwar können sich Freizeitradler inzwischen ganz passabel bewegen, wenn es aber auf Effizienz ankommt, werden die Mängel schnell sichtbar.
Drei Jahre ergebnislose Planung für ein Fahrradparkhaus, ein Verleihsystem mit nur sieben Stationen und nagelneue Radwege am Knoten Ochsenzoll, die wegen mangelnder Breite kaum benutzbar sind das geht einfach nicht.
Die Linke wird sich 2013 für eine umfassende Verkehrswende einsetzen, die sich neben Verbesserungen im ÖPNV vor allem auf ein Netz von Radschnellwegen stützt. Die müssen quer durch die Stadt verlaufen und im Optimalfall über eine „grüne Welle“ verfügen. Außerdem wollen wir sichere Radstellplätze an jedem Bahnhof und eine jährliche Fahrradmesse.
Bis 2020 streben wir einen Radverkehrsanteil von 30 bis 35 Prozent (heute 19 Prozent) an.