Norderstedt (em) „Der demografische Wandel darf nicht ständig als Bedrohung beschrieben werden. Ob alle Generationen in Zukunft gemeinsam die Gesellschaft gestalten können, ist auch eine Frage der Einstellung. Dazu gehört es, die Erfahrung älterer Mitmenschen anzuerkennen und gleichzeitig den Jungen etwas zuzutrauen.“ stellte der Bundesvorsitzende der Jungen Liberalen Konstantin Kuhle schon zu Beginn des Abends fest und bekam dafür bei der FDP- Veranstaltung „Politik für Generationen Wir wollen den demografischen Wandel aktiv gestalten“ großen Beifall von allen Seiten.

Die Norderstedter FDP hatte hierzu in den Plenarsaal des Norderstedter Rathauses eingeladen und stieß damit auf eine positive Resonanz. Gut 60 Zuschauer verfolgten das Expertenhearing mit Dr. Heiner Garg MdL (Landesvorsitzender der FDP und früherer Landesminister für Arbeit, Soziales und Gesundheit), Christian Maack (Geschäftsführer der Handwerkskammer zu Lübeck), Jan Dreckmann (Referent des Landesverbandes des Paritätischen Wohlfahrtverbandes) und Konstantin Kuhle mit zunehmendem Interesse. Dabei war die Palette der Besucher vom Kinder- und Jugendbeirat bis zum Seniorenbeirat breit gefächert. Hat das Wohnen mehrerer Generationen unter einem Dach wieder Zukunft und löst es Probleme? Welche staatliche Unterstützung brauchen Familien, damit Kinderwunsch und Berufstätigkeit verbunden werden können? Wie können zugewanderte Facharbeiter unterstützt und integriert werden? Wie werden Schüler fit für den Beruf? Das waren einige der Fragen, die aus dem Publikum an die Podiumsteilnehmer herangetragen wurden.

Hitzig wurde die Diskussion, als einige Gäste vehement die AFD-Forderung nach 3-Kind-Familien unterstützten. „Wenn die Deutschen nicht genug Kinder kriegen, sterben wir bald aus!“ befürchteten einige Senioren. Sie mussten sich vom Juli-Bundesvorsitzenden die Frage stellen lassen: „Sind Sie auch so engagiert, wenn sich in Ihrer Nachbarschaft eine Kindertagesstätte einrichtet? Es wäre doch schön, wenn auch ältere Menschen Kindergeschrei nicht als ungewollte Störung ablehnen, sondern häufiger als willkommene Bereicherung ihres Alltags empfinden könnten!“ Auch der FDP-Landesvorsitzende Dr. Garg wandte sich entschieden gegen die Vorstellung, verbindliche Normen fürs Kinderkriegen aufstellen zu wollen.

„Wir müssen vielmehr die Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass Kindererziehung und das Berufsleben der Eltern besser aufeinander abgestimmt werden können.“ Als Beispiele hierfür wurden von Seiten der Handwerkskammer die Betriebskindergärten angeführt. „Auch die Arbeitszeiten für berufstätige Eltern könnten noch flexibler gestaltet werden“, so Christian Maack von der HWK zu Lübeck. Den von einem Gast zugerufenen Vorwurf, Zeitarbeit wirke häufig wie eine „Anti-Baby-Pille“, begegnete der Vertreter des Handwerks mit dem Hinweis, Zeitarbeit komme in den überwiegend von Familien geführten Betrieben kaum vor. Die FDP-Ortsvorsitzende Gabriele Heyer machte sich besonders für eine höhere Akzeptanz von handwerklichen Berufen in der Bevölkerung stark, indem sie eine Imagekampagne des Handwerkes und noch intensivere Schülerpraktika forderte: „Allzu häufig haben Schulabgänger noch keine konkreten Vorstellungen vom Arbeits-und Berufsleben. Das müssen wir dringend ändern, damit die jungen Menschen nicht so lange herumirren, sondern ohne Zeitverlust eine für sie richtige Ausbildung beginnen können.“

Dem Fachkräftemangel wollten alle Podiumsteilnehmer darüber hinaus durch die vermehrte Anwerbung von Arbeitskräften, unter anderem aus Südeuropa, entgegensteuern. Das Sprachenproblem sei bei gutem Willen und in besonderen Bildungsmaßnahmen beizukommen. Auch das von dem Paritätischen Wohlfahrtverband und vom Handwerk getragene Projekt: „Land in Sicht! - Arbeit für Flüchtlinge in Schleswig-Holstein“ zeige bereits gute Ergebnisse, erklärte Jan Dreckmann vom Paritätischen in Kiel. FDP-Landeschef Dr. Heiner Garg fasste die vielfältigen Diskussionsbeiträge in der These zusammen „Unser Land wird nur dann demografiefähig, wenn die Politik so gestaltet wird, dass keine der miteinander und nacheinander lebenden Generationen über Gebühr strapaziert wird.“

Das Schusswort überließ der Moderator, Werner Coldewey, den Jungen Liberalen: „Ich finde es toll, wie begeistert sich hier so viele älter Gäste an der Diskussion beteiligt haben. Aber die Jugend hat die große Chance, den demografischen Wandel für ihre eigene Zukunft aktiv zu gestalten!“ Diese Veranstaltung bewerten die Norderstedter Stadtvertreter Gabriele Heyer und Klaus-Peter Schroeder als einen gelungenen Start. „Wie zuvor schon mit gutem Erfolg bei der städtischen Schulentwicklungsplanung wollen wir nun verstärkt auch die anderen Themen zur Gestaltung des demografischen Wandels in Norderstedt im generationsübergreifenden Dialog mit unseren Bürgern weiterentwickeln.“ erklärten die Liberalen.