Norderstedt (em) Im Ideenwettbewerb („Zukunftsstadt“) zu Kleinstwohnungen liegen die Ergebnisse vor. Sowohl die Zielgruppen, die sich für Kleinstwohnungen interessieren, als auch eine kompetent besetzte Fachjury haben sich die Entwürfe von sechs Architekturbüros beziehungsweise Arbeitsgemeinschaften angeschaut und auf ihre Vorzüge und Nachbesserungsbedarfe hin überprüft.

Das Interesse an Kleinstwohnungen in Norderstedt ist erstaunlich groß: 32 Prozent aller Befragten haben in einer repräsentativen Umfrage angegeben, dass sie sich schon heute dafür interessieren. Im Ideenwettbewerb waren in diesem Zusammenhang drei Aufgaben zu lösen:

  1. Wie können neue kleine Wohnungen aussehen, in denen Menschen für 350 Euro Warmmiete leben können?

  2. Wie können neue barrierefreie Wohnungen aussehen, in denen Menschen für 460 Euro Warmmiete leben können?

  3. Wie können attraktive Wohnungen mit einem hohen Nachhaltigkeitsstandard aussehen, die sehr klein sind?

Hintergrund der Aufgabenstellung ist die bekannte Tatsache, dass es nicht nur in Norderstedt an bezahlbarem Wohnraum mangelt. In den nächsten Jahren gehen die geburtenstarken Jahrgänge in Rente. Sie würden derzeit durchschnittlich 944 Euro im Monat aus der gesetzlichen Rentenversicherung erhalten (Männer: 1.210 Euro). Wie sollen sich diese Menschen dann eine Wohnung leisten können? Wo sollen sie wohnen, wenn sie körperlich beeinträchtigt werden? Und auch aus Gründen der Nachhaltigkeit gilt: Weniger (Wohnraum) ist mehr (Zukunft).

Der Wettbewerb wurde vom büro luchterhandt & partner gesteuert und hat viele interessante Ideen zusammengetragen. Qualität wird von den Interessierten honoriert. Viele wohlhabende Menschen finden die gezeigten Ideen für Kleinstwohnungen interessant, wenn die ökologische Qualität stimmt das wurde während der Zielgruppenjury damit begründet, auch beim Wohnen ein gutes Gewissen haben zu wollen.

Das stützt auch die im Wettbewerb durchgeführte Lebenszykluskostenbetrachtung. Investitionen in Nachhaltigkeit zum Beispiel n eine Photovoltaikanlage für den eigenen Stromverbrauch sorgen auf Dauer für ein günstigeres Wohnen. Die Frage, ob die Anwesenden in die gezeigten Wohnungen einziehen würden, haben viele mit ja beantwortet. Für Menschen, die nicht auf jeden Euro achten müssen, gibt es attraktive Lösungen auf 25 bis 35 Quadratmetern, die auf eine Umsetzung in Norderstedt warten.

So einfach ist die Lage bei den sehr günstigen Wohnangeboten nicht. Da müssen nach Meinung der Norderstedter Expert*innen die gezeigten Entwürfe noch besser an die Bedürfnisse der Zielgruppen angepasst werden. Die Ergänzung von sehr kleinen Wohnungen durch Gemeinschaftsräume ist etwas, was für viele Menschen sehr interessant ist. Damit entstehen soziale Kontakte wie von selbst, was für solche Konzepte spricht. Allerdings kosten auch solche Angebote Geld.

In den Architekturentwürfen sind Gemeinschaftsflächen recht üppig vorgesehen. Hier besteht also noch ein gewisses Einsparpotenzial, das gilt auch für einige Ausstattungsdetails, die unnötig teuer sind. Deshalb muss für die sehr preisgünstigen Angebote noch nachgearbeitet werden, um auch hierbei attraktive Lösungen bezahlbaren Wohnraum zu haben, der dringend benötigt wird.

Siri Frech, Landschaftsarchitektin aus Berlin und Jurymitglied, kommentierte das Ergebnis anschließend: „Die Schwierigkeit, die geforderten günstigen Mieten zu erreichen, zeigt, wie groß die politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen sind, in Zukunft passenden Wohnraum für eine durchschnittliche Rente neu zu bauen. Hier besteht dringender Handlungs- und Forschungsbedarf.“

Die Stadt Norderstedt realisiert die Forschungen zu bezahlbarem und nachhaltigen Wohnraum im Zuge des Wettbewerbs „Zukunftsstadt“, den das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ausgeschrieben hat und finanziell fördert. Partner des Wettbewerbs „Zukunftsstadt" sind der Deutsche Städtetag, der Deutsche Städte- und Gemeindebund sowie der Deutsche Landkreistag. In diesem Wettbewerb geht es vorrangig darum, Ideen für eine lebenswerte und nachhaltige Stadt weiterzuentwickeln und in umsetzungsreife Konzepte zu überführen.

Foto: © Grafik - Studio Blau Sieben