Bad Segeberg/Norderstedt (em)Betriebliche Ausbildung bleibt ein ganz wichtiger Baustein für die Fachkräftesicherung der Unternehmen im Kreis Segeberg, darüber sind sich Landrat Jan Peter Schröder, Arbeitsagenturchef Thomas Kenntemich und Schulrat Odert Schwarz einig. Während eines Besuchs der W. Pelz GmbH & Co. KG zogen sie dort gemeinsam mit der Ausbildungsleiterin Nicole Lüttich und dem Personalchef Emanuel Richter eine Bilanz zum Ausbildungsmarkt.

Die Chancen für eine erfolgreiche Ausbildungssuche für die Jugendlichen im Kreis Segeberg sind sehr gut. Während die Zahl der Ausbildungssuchenden bei der Berufsberatung weiter zurückging, wurden durch die Betriebe in diesem Jahr erheblich mehr Ausbildungsangebote gemeldet. Möglicherweise bestand in diesem Jahr ein großer Nachholbedarf bei den Unternehmen, denn im Vorjahr war die Stellenzahl um über zehn Prozent eingebrochen. Zudem haben sich in den letzten Monaten viele Firmen im Kreis Segeberg neu angesiedelt. Weitere Chancen bieten sich Ausbildungsinteressierten zudem in der gesamten Metropolregion.

„Für die Berufswahl gibt es keine Blaupause. Es gilt den persönlichen Weg zu finden und zu beschreiten. Die Chance auf einen Ausbildungsplatz ist über die letzten Jahre immer besser geworden, der Weg dahin hingegen deutlich unübersichtlicher. Angesichts der heutigen Vielfalt an Ausbildungs-, Schul- und Studienangeboten kann man schnell den Überblick verlieren. Die Berufsberatung hilft dabei, den Prozess zu strukturieren, die wichtigen Informationen zu filtern und das Berufsziel anzusteuern“, erklärt Thomas Kenntemich, Leiter der Agentur für Arbeit Elmshorn.

„Die Unternehmen sind gefordert, ihre Ausbildungsangebote noch attraktiver zu präsentieren und Praktika anzubieten. Das Image von Berufen spielt bei Jugendlichen häufig eine große Rolle. Die junge Generation schaut zudem mehr auf Nachhaltigkeit der Unternehmen, sinnhafte Tätigkeiten und Work-Life-Balance. Wer hier etwas bieten kann, ist im Vorteil!“

Bei der Berufsberatung im Kreis Segeberg meldeten sich im vergangenen Beratungsjahr (Oktober 2021 bis September 2022) 973 Jugendliche als Ausbildungsbewerber/innen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sind dies 81 oder 7,7 Prozent weniger.

Die Ausbildungsbetriebe gaben dem Arbeitgeber-Service im Kreis Segeberg 1.437 betriebliche Ausbildungsstellen zur Besetzung auf. Dies sind 247 oder 20,8 Prozent weniger als im vorherigen Jahreszeitraum.

„Ausbildungssuchende haben im Kreis Segeberg hervorragende Chancen, auf der anderen Seite fällt es den Betrieben immer schwerer, ihre Ausbildungsplätze zu besetzen. Ich danke den Unternehmen, die in diesem Jahr wieder mit viel Engagement jungen Menschen den Einstieg ins Berufsleben ermöglicht haben. Diese Unternehmen sichern sich den Nachwuchs, der dringend benötigt wird!“, betont Jan Peter Schröder, Landrat des Kreises Segeberg und führt fort:
„Fachkräfte mit einer betrieblichen Ausbildung sind unverzichtbar, um z.B. die Herausforderungen der Zukunft wie einen verantwortlichen Klima- und Umweltschutz oder die Digitalisierung realisieren zu können. Die betriebliche Ausbildung bietet jungen Menschen einen sicheren Berufsstart und ausgezeichnete Entwicklungs- und Karrieremöglichkeiten. Für die Unternehmen im Kreis Segeberg heißt es, mit den Ausbildungsbemühungen jetzt nicht nachzulassen.“

Die Daten bestätigen einen bekannten, langjährigen Trend. Jugendliche streben immer häufiger einen höheren Schulabschluss an, viele gehen auf weiterführende Schulen. Sie fehlen dann als Bewerber/innen um die betrieblichen Ausbildungsstellen. Dieser Trend hält auch nach den besonders durch Corona geprägten Jahren an.

„Die Berufliche Orientierung an den Schulen konnte nach der Zeit der Corona-Lockdowns wieder anlaufen. Angebote wie Berufsorientierungsunterricht, Beratungssprechstunden oder Ausbildungsmessen an den Schulen sind für die Jugendlichen wichtig, um den passenden Weg in das Berufsleben zu finden. Auf Grundlage des Landeskonzeptes für Berufliche Orientierung bauen wir mit dem verpflichtenden Stärken-Parcours und der Erweiterung von berufspraktischer Erfahrung die Angebote an den weiterführenden Schulen noch weiter aus. Kein Jugendlicher darf auf dem Weg von Schule in den Beruf verlorengehen das ist unser gemeinsames Ziel. Die gute Vernetzung und Zusammenarbeit der Akteure am Ausbildungsmarkt hat sich über die schwierigen Monate bewährt", sagt Odert Schwarz, Schulrat im Kreis Segeberg.

Auf dem Ausbildungssektor ist die W. Pelz GmbH & Co. KG schon seit Jahrzehnten sehr aktiv und bildet Jahr für Jahr Fachkräfte erfolgreich aus.
„Die Talente von morgen liegen uns am Herzen. Wir bilden in unserem Hause in zehn unterschiedlichen Ausbildungsberufen aus und bieten unseren Auszubildenden attraktive Zusatzleistungen. Bei Bewerbungen schauen wir nicht nur auf Noten - Motivation und Teamfähigkeit sind uns besonders wichtig,“ stellen Ausbildungsleiterin Nicole Lüttich und Personalchef Emanuel Richter heraus. Ausbildungsinteressierte erhalten auf der Homepage www.pelzgroup.de viele Informationen und können sich auch direkt auf aktuelle Ausbildungsplätze bewerben.
Das Unternehmen sucht aktiv den direkten Kontakt mit den Jugendlichen. So werden Betriebsführungen und Praktika angeboten. Ein „Reinschnuppern“ ist auch über die anstehende Hansebelt Jobtour möglich und es besteht eine Kooperation mit der Wahlstedter Gemeinschaftsschule.
Nicole Lüttich und Emanuel Richter setzen auf individuelle Betreuung: „Unsere Nachwuchskräfte unterstützen wir gezielt in ihrer Ausbildung durch innerbetriebliche Lerngruppen und mit Nachhilfeunterricht. Damit wollen wir möglichst allen Auszubildenden den erfolgreichen Abschluss ermöglichen. Sie sind unsere gesuchten Fachkräfte von morgen!“

Für Thomas Kenntemich ist das Engagement vorbildlich. Er bietet Unterstützung auch den anderen Betrieben an: „Mit unseren Nachhilfeangeboten oder sozialpädagogischer Betreuung unterstützt die Arbeitsagentur beim erfolgreichen Abschluss der Berufsausbildung. Unternehmen sichern sich ihre Nachwuchskräfte und können auch Jugendlichen eine Chance geben, die vorher nicht zur Zielgruppe gehörten.“
Für junge Menschen, die dennoch nicht sofort in eine Ausbildungsstelle einsteigen können, gibt es betriebliche Langzeitpraktika in Form von Einstiegsqualifizierungen, die die Berufsberatung in Zusammenarbeit mit dem Betrieb und den Kammern initiieren.

Zum Ende des Beratungsjahres waren noch 117 Ausbildungsstellen unbesetzt, das sind 13 weniger als im Vorjahr. Offene Ausbildungsmöglichkeiten gab es vor allem im Einzelhandel (insbesondere im Lebensmittelverkauf), als Elektroniker/in, als Fleischer/in, aber auch einige in Lagerlogistik und den kaufmännischen Berufen.

Den Ausbildungsstellen standen Ende September noch 85 unversorgte Ausbildungssuchende gegenüber, 13 weniger als im Vorjahr. Gesucht waren noch passende Ausbildungsplätze als Kaufmann/-frau, Ausbildungen im Verkauf (häufig ohne Lebensmittelbereich), Kfz-Mechatroniker/in sowie in Marketing und Informatik. Oft passten dann Wünsche, Mobilität oder fachliche Voraussetzungen nicht zu den Anforderungen der noch vorhandenen Ausbildungsplätze.

Die Vermittlungsaktivitäten werden weiter fortgesetzt. Vereinzelt melden sich auch junge Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen (wieder) auf der Suche nach einer Ausbildung sind, ebenso wie Betriebe ihre Ausbildungsstellen, die (wieder) frei geworden sind. Alternativ wird mit den Jugendlichen über Bewerbungen für einen späteren Ausbildungsstart und passende, sinnvolle Überbrückungsmöglichkeiten beraten.

Gerade ist der aktuelle Ausbildungsjahrgang gestartet, da geht es auch schon um die Nachwuchskräfte 2023. Thomas Kenntemich appelliert an die Unternehmen, nicht zu zögern, nur weil die Azubisuche schwieriger wird. Wer frühzeitig seine Bedarfe meldet, erhöht die Chancen, sich die passenden Nachwuchskräfte für das kommende Ausbildungsjahr zu sichern. Auch Jugendlichen, die nächstes Jahr die Schule verlassen, rät er nicht zu warten, sondern die Berufswahl jetzt in die eigene Hand zu nehmen.

Ausbildungsmarktdaten für Norderstedt
Die Entwicklung für den Gesamtkreis spiegelt sich ebenfalls in den Daten für den Bezirk Norderstedt1 wieder. Die Zahl der Ausbildungsplatzsuchenden war weiter rückläufig, während die Stellenmeldungen stark anstiegen. Statistisch kamen hier auf jeden Ausbildungsinteressierten fast doppelt so viele Ausbildungsangebote (Verhältnis 1:1,9).

Insgesamt 269 Ausbildungsbewerber/innen meldeten sich in der Stadt bei der Berufsberatung. Das sind 19 weniger als im Vorjahreszeitraum. Die Norderstedter Ausbildungsbetriebe gaben 518 Ausbildungsplätze zur Besetzung auf, 116 mehr als im Vorjahr. Dies ist eine sehr deutliche Steigerung, nachdem die Zahl im letzten Jahr um 84 Stellen gesunken war. Dieser Rückgang wurde nun mehr als ausgeglichen.

Ende September waren noch 54 Ausbildungsstellen unbesetzt (+20 zum Vorjahr) und 27 Jugendliche ohne eine Ausbildung oder eine berufliche Alternative (+3 zum Vorjahr).

Zum Geschäftsstellenbezirk Norderstedt gehören die Stadt Norderstedt und Gemeinde Ellerau. Die Daten für Norderstedt sind auch Bestandteil der Kreisdaten.

Foto: Levin Arends (18 Jahre) befindet sich im zweiten Ausbildungsjahr zum Maschinen- und Anlagenführer bei der Fa. Pelz. Im nächsten Jahr würde Ausbilder Sven Rentzow (links) gerne 25 neue Azubis in Wahlstedt begrüßen. Informationen, Angebote und Bewerbungsmöglichkeit sind unter www.pelzgroup.de zu finden.