Norderstedt (em) Mit dem Roman „Tschick“ gelang Wolfgang Herrndorf (1965 bis 2013) sein größter Erfolg. Für seine Bücher erhielt er zahlreiche Auszeichnungen. Norderstedter Autoren möchten mit einer Lesung aus „Tschick“ am Freitag, 13. April um 18 Uhr in der Hauptbücherei im Rathaus Norderstedt, Rathausallee 50, an Wolfgang Herrndorf erinnern, so wie er sich in seinem Texten mitunter an Norderstedt erinnert hat. Es lesen: Mélanie Guettaï, Rainer Neumann, Dr. Eva Sevenig, Ingrid Weißmann. Der Eintritt ist frei.

Nach dem Abitur am Coppernicus-Gymnasium in Norderstedt absolvierte er jedoch von 1986 bis 1993 zunächst ein Kunststudium an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg, arbeitete für verschiedene Verlage und Magazine als Illustrator. Dann zog er nach Berlin, wendete sich der Schriftstellerei zu und hat es nie bereut.

2002 erschien sein Debütroman „In Plüschgewittern“ im Verlag Haffmans bei Zweitausendeins. Beim Ingeborg-Bachmann-Preis erhielt er den Publikumspreis für Diesseits des Van-Allen-Gürtels. Unter diesem Titel gab der Eichborn Verlag 2007 seine Kurzgeschichten heraus. 2008 erhielt er dafür den Deutschen Erzählerpreis.

Im Februar 2010 dann die Diagnose: Ein bösartiger Hirntumor wurde festgestellt. Wolfgang Herrndorf begann gleichzeitig ein digitales Tagebuch, ein Blog unter dem Titel Arbeit und Struktur. Diese Aufzeichnungen erschienen nach seinem Tod auf seinen Wunsch hin als Buch bei Rowohlt. Er berichtete darin über seine Krankheit, die Erfahrungen, den Verlauf, über all die Schwierigkeiten. Mit bewundernswerter Kraft kämpfte er gegen seine Krankheit an, auch, indem er beharrlich an seinen Texten schrieb.

Einen Monat nach seiner Erkrankung begann er, am Roman Tschick zu arbeiten. Im Herbst 2010 erschien er im Rowohlt-Verlag. Parallel dazu schrieb er am Roman Sand, der 2011 bei Rowohlt erschien und Merkmale des Kriminalromans, des Gesellschaftsromans und des historischen Romans vereinigt. Nachdem 2011 bereits Tschick für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert war, wurde ihm dieser Preis 2012 für Sand schließlich zugesprochen.

Am 26. August 2013 setzte er seinem Leben ein Ende, zwei Tage bevor er es noch selbst konnte, so seine Berliner Ärzte. 2014 erschien die Fortsetzung von Tschick, der Roman Bilder deiner großen Liebe, den er nicht vollendet hat. Diese Veröffentlichung war sein großer Wunsch. Die Hauptfigur ist Isa, die auch in einem Kapitel von Tschick auftaucht. Der Roman Tschick stand über ein Jahr auf den Bestsellerlisten, erschien in über 25 Ländern und erhielt u.a. 2011 den Clemens-Brentano-Preis und den Deutschen Jugendliteraturpreis und 2012 den Hans-Fallada-Preis und den Literaturpreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft.

Die beiden 14-jährigen Helden sind der Erzähler Maik Klingenberg und Tschick, eigentlich Andrej Tschichatschow, ein russischer Junge, die auf eine Abenteuerreise in einem gestohlenen Lada gehen. Der Roman wurde als Theaterstück aufgeführt und der Regisseur Fatih Akin hat den Stoff verfilmt. Erscheinungsdatum war im September 2016.

Aktuell: Zum ersten Mal hat das Hamburger Abendblatt einen Bücherkanon des 21. Jahrhunderts zusammengestellt zu der Frage: Welche Titel aus den vergangenen 17 Jahren reichen in ihrer Wirkkraft über den Tag hinaus? Dazu hat der Literaturchef Thomas Andre 25 Werke ausgewählt, eines davon ist Tschick.