Norderstedt (em) Seit 2014 sind mehr als 1.400 Geflüchtete nach Norderstedt gekommen. In den vergangenen Jahren war die Unterbringung die vorrangige Aufgabe.

Seit 2017 sind die Zugangszahlen jedoch deutlich zurückgegangen, so dass es jetzt dringend erforderlich ist, die neue und vielleicht noch größere Herausforderung anzunehmen: Wege für die Integration zu bereiten. Die Zuwanderung wird sich zweifellos auf unsere Gesellschaft auswirken. Es liegt jetzt in der Hand der Gesellschaft und der Geflüchteten sich der Aufgabe anzunehmen und in eine Chance zu verwandeln. Durch den „Norderstedter Flüchtlingsgipfel“ 2016, an dem viele Akteure - Bürgerinnen und Bürgern, Vertreterinnen und Vertreter aus Verwaltung und Politik sowie von Vereinen, Verbänden, Institutionen, Wohnungswirtschaft, Bildungsträgern und Wirtschaftsunternehmen, aber auch Geflüchtete selbst teilgenommen haben, gab es viele neue Impulse, um die Integration weiter zu befördern.

Bereits für den „Norderstedter Flüchtlingsgipfel“ konnte die Stadt einen starken Partner gewinnen: Das Bundesprogramm Willkommen bei Freunden - Bündnisse für junge Flüchtlinge ist ein gemeinsames Programm der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) und des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). Das Programm hat zum Ziel, dass geflüchtete Kinder und Jugendliche sowie ihre Familien ihr Grundrecht auf Bildung und gesellschaftliche Teilhabe in den Kommunen wahrnehmen können. Sie sollen die ihnen zustehende Begleitung und Förderung erhalten und die Möglichkeit bekommen, sich aktiv ins Gemeinwesen einzubringen. Um dieses Ziel zu erreichen, bilden sich vor Ort Bündnisse.

Ein solches Bündnis hat sich auch in Norderstedt gebildet. Das Bündnis „Navigation für Integration“ besteht aus der Zweiten Stadträtin Anette Reinders, der Integrationsbeauftragten der Stadt Norderstedt Heide Kröger, Bernd Schmidt-Stamer (als Vertreter der den hauptamtlichen Trägern der Flüchtlingsbetreuung) und Ilka Bandelow (Vorsitzende des Willkommen-Team Norderstedt e.V.). Dieses Bündnis möchte in Norderstedt Integrationsketten aufbauen, Netzwerke nutzen sowie mit allen Beteiligten Prozesse/Abläufe transparent gestalten, um möglichst viele Hindernisse und Stolpersteine für die Geflüchteten auf dem langen Weg der Integration zu beseitigen.

Als Konsequenz aus dem „Norderstedter Flüchtlingsgipfel“ wurden gemeinsam die folgenden Ziele vereinbart:

• „Wir unterstützen geflüchtete Menschen beim Erwerb der deutschen Sprache bis zum Niveau B2. Wir setzen uns aktiv für die Verbesserung und Abstimmung der Rahmenbedingungen und Unterstützungsmaßnahmen ein.“
Sprache ist einer der Schlüssel zur Integration in die Gesellschaft. Inzwischen gibt es eine Vielzahl von unterschiedlichen Angeboten zum Spracherwerb, jedoch stehen nicht jedem Geflüchtetem alle Wege offen. Hier ist das Ziel, durch Kooperation der unterschiedlichen Sprachkursanbietern Synergien und Transparenz für die Geflüchteten zu schaffen, damit der Spracherwerb möglichst schnell beginnen kann.

• Wir unterstützen geflüchtete Menschen in unserer Gesellschaft anzukommen insbesondere in den Bereichen Ausbildung und Beruf, Wohnen und soziales Leben.
Die Geflüchteten sind zwar physisch in Norderstedt angekommen und in Sicherheit, jedoch sind sie damit noch nicht „in der Gesellschaft angekommen“. Der Zugang zum Ausbildungs-, Arbeits- und Wohnungsmarkt gestaltet sich in der Praxis auf Grund der Rahmenbedingungen vor Ort oft schwierig. Hier müssen Prozesse abgestimmt werden, um den Zugang zu erleichtern und damit auch den Weg ist ins soziale Leben zu ebnen.

• Die einzelnen Schritte auf dem Weg in die Gesellschaft bauen aufeinander auf und sind für alle beteiligten Akteure transparent.
Nach dem Ankommen müssen viele Schritte gegangen werden. Es gibt jedoch keinen ganzheitlichen, systemübergreifenden Blick auf diesen Prozess, in dem die Schritte ineinandergreifend aufeinander aufbauen. Diese Integrationsketten müssen für alle Akteure transparent und nachvollziehbar sein, um die richtigen Unterstützungsmaßnahmen zum richtigen Zeitpunkt anbieten zu können.

• Wir fördern die Partizipation und insbesondere auch Initiativen von geflüchteten Menschen.
Dem Bündnis ist es ein wichtiges Anliegen, in der Umsetzung der vereinbarten Ziele von Anfang an Geflüchtete in den Prozess einzubeziehen, aber auch zu ermutigen, eigene Ansätze und Ideen umzusetzen.