Norderstedt (em)  Die Entwicklungsgesellschaft Norderstedt (EGNO) und die Stadtwerke Norderstedt haben gemeinsam mit der Inklusionsagentur Norderstedt zum ersten diesjährigen Business-Frühstück des Norderstedter Zukunftsdialogs eingeladen. Die rund 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der Wirtschaft diskutierten über Vielfalt und Inklusion als Chance für die Arbeitswelt.

Statistisch gesehen hat jede:r zehnte Mitarbeitende in einem Unternehmen eine Behinderung. Diese ist in den meisten Fällen auf den ersten Blick nicht sichtbar und wurde im Laufe des Lebens erworben – durch Erkrankung, Unfälle, Schicksals-schläge uvm. Viele Menschen mit Beeinträchtigung oder Behinderung und dem Wunsch zu arbeiten, sind aber nicht in den Arbeitsmarkt integriert – aus vielfältigen Gründen. Die so genannte Stille Reserve zu nutzen, würde nicht nur den Fachkräftemangel abmildern, so Prof. Dr. Tabea Scheel von der Europa-Universität Flensburg, sondern auch zu einer größeren Vielfalt in den Unternehmen beitragen. Warum dies nicht oder noch zu selten passiert, erklärt Sabine Lüders von der Einheitlichen Ansprechstelle für Arbeitgeber in den Regionen Pinneberg, Steinburg und Segeberg. „Viele Arbeitgebende haben feste Bilder im Kopf und meinen, dass ein behinderter Mensch grundsätzlich weniger leistungsfähig und häufiger krank ist.“

Dabei identifizieren sich Menschen mit Behinderung häufig in besonderer Weise mit ihrer Arbeit, weiß Sophie Knoop, Inklusionsbeauftragte des Betriebsamtes Norderstedt, zu berichten. Ottmar Heesen, Inklusionsbeauftragter des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf: „Diverse Teams sind besser fürs Betriebsklima. Alle können voneinander lernen. Wir haben zum Beispiel gehörlose Menschen für die Säuberung des OP-Bestecks angestellt, weil sie viel bessere Ergebnisse durch ihre Fokussierung auf die Augen erzielen. Die hörenden Mitarbeitenden haben sich zu
Kommunikationsassistent:innen ausbilden lassen. Das ist gelebte Inklusion.“ Sophie Knoop ergänzt: „Ich würde mir wünschen, dass ich nicht mehr für unsere inklusiven Projekte gelobt werde, sondern sie selbstverständlich sind.“

Was Unternehmen tun können, um attraktiv für behinderte Menschen zu sein: eine Organisationskultur leben, die von Wertschätzung und Respekt geprägt ist, Prozesse und Strukturen so gestalten, dass Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten daran teilhaben können, einem Gespräch über Stärken und Schwächen den Vorrang vor einem lückenlosen Lebenslauf gebe, flexibel sein und über Grenzen hinwegdenken.
„Gehen Sie dorthin, wo Menschen mit und ohne Behinderung tagtäglich zusammenarbeiten. Schauen Sie sich an, wie gut es funktionieren kann“, appelliert Oberbürgermeisterin Katrin Schmieder an die Teilnehmenden. „Ich habe gerade zuletzt wieder einen Tag bei ‚Hempels‘ in unserem Gebrauchtwarenhaus verbracht - und abermals erfahren und spüren können, dass es für die Menschen dort so viel mehr ist als nur ein inklusiver Arbeitsplatz. Sprechen Sie die Inklusionsagentur Norderstedt und uns an. Wir beraten und begleiten Unternehmen und alle interessierten Bürgerinnen und Bürger.“

„Wir kooperieren von Beginn an mit der Inklusionsagentur, um die Themen bestmöglich in die Norderstedter Wirtschaft zu tragen“, sagt Marc-Mario Bertermann, Geschäftsführer der EGNO – Entwicklungsgesellschaft Norderstedt. „Inklusion am Arbeitsplatz ist auch eine Quelle von Innovation und Vielfalt.“

Jens Seedorff, Werkleiter der Stadtwerke Norderstedt ergänzt: „Inklusion fördert nicht nur die Vielfalt der Ideen und Perspektiven, sondern auch ein Gefühl der Zugehörigkeit und Wertschätzung. Letztendlich führt Inklusion zu einer gesünderen und erfolgreichen Arbeitsumgebung für alle Beteiligten.“

Das nächste Business Frühstück im Rahmen des Norderstedter Dialogs ist im Herbst zum Thema Energie geplant.
www.norderstedter-zukunftsdialog.de