Norderstedt (em) Wenn Eltern in Norderstedt einen Betreuungsplatz für ihre Kinder in einer Kindertagesstätte oder bei einer Tagesmutter haben, sind sie in der großen Mehrheit (75 Prozent) sehr zufrieden oder zufrieden damit.

„Das ist ein schönes Ergebnis für alle, die in den vergangenen Jahren viel Arbeit in die Qualitätsverbesserung in den Kitas gesteckt haben“, so Sabine Gattermann, Leiterin des Amtes für Schule, Sport und Kindertagesstätten. Norderstedt ist Modellkommune innerhalb des bundesweiten Projekts „Qualität vor Ort“ und hat seit dem Frühjahr Eltern mit Kindern von 0 bis 6 Jahren befragt.

Die Befragung, die von der Hamburger Agentur „Hand aufs Herz“ umgesetzt wurde, setzte sich aus zwei Teilen zusammen. Zuerst kamen die Eltern in drei sogenannten Fokusgruppen mit jeweils sieben bis elf Müttern und Vätern direkt zu Wort. Themen waren die Informationsbedarfe, die Beratungsmöglichkeiten, die Vergabe und die Beurteilung der Betreuungsangebote, die Einschätzung der Freizeitangebote und die Situation von Familien in Norderstedt allgemein.

„Es war höchst interessant, wie unterschiedlich manche Dinge von den Eltern auf der einen Seite und von Fachleuten auf der anderen Seite wahrgenommen werden“, so Sabine Gattermann. „Ein Beispiel dafür sind Info-Broschüren, die wir ganz toll fanden, die von Eltern jedoch eher links liegen gelassen werden, weil sie nicht genug auffallen oder zu speziell sind.“

Der nächste Schritt war eine Online-Befragung, an der alle 3408 Haushalte mit Kindern von 0 bis 6 Jahren teilnehmen konnten. Mehr als 17 Prozent (591) der fraglichen Haushalte haben dieses Angebot wahrgenommen. „Experten sagen uns, dass das eine ausgesprochen hohe Beteiligung ist“, so Sabine Gattermann. Von den Eltern, die teilgenommen haben, leben 80 Prozent in einer Ehe, 16 Prozent in einer Partnerschaft, 3 Prozent sind alleinerziehend. 53 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Befragung leben aktuell mit einem Kind, 47 Prozent mit mehreren Kindern zusammen. 13 Prozent haben einen Migrationshintergrund und 14 Prozent sind seit 2016 neu nach Norderstedt gezogen. Auffällig ist das verhältnismäßig hohe Haushaltsnettoeinkommen der Familien, nur rund zehn Prozent lassen sich als Haushalte mit geringen Einkommen einordnen.

Die Informationsquellen für Eltern sind in erster Linie Suchmaschinen und die Internetseite der Stadt. 80 Prozent der Befragten wünschen sich, dass sie dort alle notwendigen Informationen zu Familien-Themen finden. Die wichtigsten Themen sind für die Eltern demnach das Anmeldeverfahren für einen Betreuungsplatz, eine Liste aller Betreuungsmöglichkeiten, Hinweise auf notwendige Behördengänge vor/nach der Geburt, eine Liste der Hebammen. Mit Blick auf diese Stichworte halten die Eltern die Internet-Seite der Stadt für verbesserungswürdig.

Ein bedarfsgerechter Betreuungsplatz ist für viele Familien die Voraussetzung für die finanzielle und soziale Absicherung. Viele Familien sind nach Norderstedt gezogen, haben Wohneigentum gekauft, woraus sich finanzielle Verpflichtungen ergeben, die nur erfüllt werden können, wenn beide Elternteile erwerbstätig seien können. Hinzu kommt, dass oftmals keine entlastende familiäre Hilfe oder Freundeskreisstrukturen vor Ort existierten. Deshalb ist nicht verwunderlich, dass die aktuelle Situation mit zu wenigen Krippen- und Kita-Plätzen von den Eltern als das größte Problem (38 Prozent) bei der Platzvergabe angesehen wird.

Mit dem weiteren Ausbau der Krippen- und Kita-Plätze trifft Norderstedt also die Bedarfe der Eltern. Zumal 41 Prozent der Befragten in naher Zukunft einen weiteren Betreuungsplatz benötigen. Sie kehren nach der Elternzeit in den Beruf zurück oder planen weiteren Nachwuchs. Derzeit befinden sich vier neue Kitas mit 240 neuen Plätzen für Kinder von drei Jahren bis zum Schuleintritt in der Umsetzung.

Ein weiteres Ergebnis der Befragung: das Vergabeverfahren der Krippen- und Kita-Plätze ist für die Eltern schwer nachvollziehbar. Hier wünschen Sie sich mehr Information, Transparenz und weniger Aufwand bei der Anmeldung. Beim Ranking der Kriterien der Eltern für die Arbeit in einer Kita liegt die emotionale Zuwendung auf Platz eins gefolgt von „kompetenten Mitarbeiter/innen“ und dem pädagogischen Konzept. Auch wichtig sind den Eltern der Personalschlüssel, die Nähe zum Wohnort und die Öffnungszeiten. „Eltern legen also sehr viel Wert darauf, dass es ihren Kindern in der Betreuung gut geht. Die Kinder verbringen dort auch viel Zeit“, sagt Amtsleiterin Gattermann. Laut Befragung verbringen die Kinder 10 bis 11 Stunden als Schlafzeit, 5 bis 7 Stunden bei den Eltern und 6 bis 8 Stunden in der Krippe, Kita oder bei der Tagesmutter. Mit der Betreuungszeit sind 38 Prozent der Eltern zufrieden, 37 Prozent wünschen sich eine flexiblere Betreuungszeit, 22 Prozent eine längere.

Äußerst zufrieden sind die Eltern mit dem Freizeitangebot in Norderstedt. An erster Stelle steht der Stadtpark gefolgt von den Büchereien, den Spielmobilen, den Sportvereinen und den Spielplätzen. „Lediglich ein nettes Café zum Treffen mit anderen Eltern und Kindern scheint in Norderstedt vermisst zu werden“, so Sabine Gattermann, „dies wurde uns in den Fokusgruppen gesagt.“

Die Ergebnisse der Befragung soll den Mitgliedern des Jugendhilfeausschusses nach der Sommerpause vorgestellt werden. „Das Ziel von Qualität vor Ort ist, eine umfassende Strategie für die frühe Kindheit zu entwickeln“, so Sabine Gattermann. „Darüber müssen wir jetzt mit der Politik auf Basis der neuen Informationen ins Gespräch kommen.“