Bad Segeberg (em) Der in New York geborene und seit 1975 in Europa lebende Pianist ist einer der wenigen großen Bachinterpreten. „Man glaubt vor Überraschungen sicher zu sein und hört plötzlich einen Künstler, der fern der Routine (und weithin unbekannt) Außergewöhnliches vollbringt“ heißt es zum Beispiel in einer Besprechung der CD „Sechs Partiten“ von J.S. Bach bei Hänssler-Classic.
Das Programm:
Werke von Johann Sebastian Bach (1685 bis 1750) = Bachwerke-Verzeichnis (BWV)
Alexandre Nicolas Scriabine (1872 bis 1915) = Opus-Nummern
I. Johann Sebastian Bach Fantasie in c-Moll, BWV 906 Sinfonien 2-7, BWV 788-793
II. Sriabine 7 Préludes aus op.11
III. Div. Préludes aus op.15, 16 und 22
IV. Scriabine Préludes op.17,6 und 17/4
Johann Sebastian Bach Präludium 22 BWV 867
Scriabine Prélude op.22,4
Johann Sebastian Bach Präludium 24 BWV 869
V. Scriabine Etude Es-Dur op.49/1
Scriabine Poème op.59/1
Scriabine Préludes aus op.59, 67 und 74
VI. Johann Sebastian Bach Sinfonien 8-14 BWV 794-800
VII. Johann Sebastian Bach Präludium und Fuge 23 in H-Dur BWV 868 JSBach Partita I in B-Dur, BWV 825
Christopher Czaja Sager
Der niederländische Pianist, polnisch-englischer Herkunft, geboren in New York und seit 2004 in Berlin ansässig, wird sowohl von Sachverständigen als auch von Kollegen sehr geschätzt. Sein Repertoire provoziert hinsichtlich des Umfangs und der Zusammensetzung: Programme mit Werken der Wiener und Londoner Meister aus dem 18. Jahrhundert, eine Scriabine-Schönberg-Soirée zusammen mit Werken seines persönlichen Freundes und Mentors Samuel Barber zum Beispiel enthüllen das Besondere seines musikalischen Geistes. Es ist aber die Klaviermusik J.S. Bachs, die im Mittelpunkt seines Interesses steht: Seit den Bachjahren 1985 und 2000 führt Czaja Sager immer wieder die „Clavierübung“ auf (eine vierteilige Sammlung für alle Instrumente mit Klaviatur), zum Beispiel in Amsterdam, Ankara, Bochum, Bukarest, London, Meissen und Reykjavik.
Christopher Czaja Sager begann seine Klavierstudien bei Frances Moyer Kuhns, studierte dann bei Emil Danenberg, einem Weggefährten von Arnold Schönberg und Schüler von Eduard Steuermann. Er beendete sein Studium bei Rosina Lhévinne an der Juilliard School of Music in New York mit den höchsten Auszeichnungen. Außerdem besuchte er Meisterkurse von Alfted Brendel, Jörg Demus, Paul Badura-Skoda und György Sebök. Er hat Aufnahmen für u.a. den Bayerischen Rundfunk, die BBC, den Niederländischen Rundfunk, den ORF, den Rumänischen Rundfunk und den WDR gemacht. Er gab Soloabende, Konzerte und Meisterkurse in den USA und in ganz Europa. Seit 1990 erschienen verschiedene CDs des Pianisten mit den Partiten von J.S. Bach, einem Recital mit verschiedenen Komponisten, eine Schumann-CD und unter seinem eigenen Label - Lapwing Artist Issue - die jüngste CD als Doppel-Album mit 8 der wichtigsten Sonaten von Muzio Clementi.
Überraschende Verwandtschaften (Christopher Czaja Sager)
Obwohl ein weniger bedeutender jüngerer Meister in der Gesellschaft des großen J.S.Bach, zeigt A.N.Skriabine ähnlich wie Chopin - doch mehr verwandtschaftliche Beziehungen zu seinem überragenden Vorgänger als einem zunächst ins Auge oder Ohr fällt: seine Sammlung von 24 Préludes, Opus 11 ist stark beeinflusst von Bachs Idee alle Dur- und Moll-Tonarten zu verwenden. Bach ordnete die beiden Sammlungen mit 24 Praeludien und Fugen von 1722 und 1724, die unter dem Namen „Das Wohltemperierte Clavier“ weltbekannt sind, chromatisch an, wobei er 12 in Dur und 12 in Moll schrieb, beginnend mit C-Dur, c-Moll, Cis-Dur, cis-Moll bis zur Nr. 24 in h-Moll. Alle Stücke sind tiefgründige Erforschungen der Bedeutungen und Möglichkeiten der speziellen Zahl jedes Praeludiums und seiner Fuge in Bachs einzigartiger und unnachahmlicher, ebenso strenger wie fantasiereicher Kompositionsmanier.
Etwas bescheidener in ihrer Komplexität folgt Skriabine Chopins Vorbild für seine 24 Prèludes, indem er sie in einen Quintenzirkel anordnet und als Zwischenspiel jedes zweite Prélude in die passende Moll-Tonart zum vorangehenden Prélude setzt, also C-Dur, a-Moll, G-Dur, e-Moll bis Nr. 24 in d-Moll. Für mein Konzert habe ich zwei der Skriabine-Préludes ausgewählt Opus 11, Nr. 16 und Opus 17, Nr. 4 -, die die besondere Charakteristik von b-Moll gemeinsam haben, so wie wir sie in Bachs Praeludium Nr. 22 aus dem ersten Buch des Wohltemperierten Claviers finden. Skriabines Opus 22, Nr. 4 konzentriert sich dagegen auf die zweite und vierte Stufe der Tonleiter wie in Bachs 24. Praeludium im ersten Buch des Wohltemperierten Claviers in h-Moll.
Neben anderen Affinitäten teilte Skriabine mit den von ihm bewunderten Komponisten Chopin und Bach eine unerschöpfliche Erfindungsgabe für die Vielfalt von vollkommener Auswertung der Möglichkeiten ihres Instruments, besonders der harmonischen Kombinationen, die durch den Gebrauch des Dämpfer-Pedals ausführbar werden, während Bach auf einem nuancen-fähigen Clavichord spielte; dessen „Bebung“ und Klangregister-Variationen erlauben es, dass seine Stücke sowohl auf dem Cembalo als auch auf der Orgel gespielt werden können. In der dritten Gruppe der Préludes unseres Konzertes, von Opus 59, Nr. 2 bis zu seiner letzten Komposition Opus 74, finden wir eine neue harmonische Sprache: Sie basiert auf dem „Prometheus“-Akkord, den Skriabine erfand und der einzigartig in der Musikgeschichte ist, weil er einen großen Beitrag zu den neuesten Richtungen der Musik im 20. Jahrhundert leistete und die Emanzipation der Dissonanzen vorbereitete. (Übersetzung Dr. Brigitte Hammer)
Die Karten zu den Konzerten kosten jeweils 15 Euro. Für Mitglieder des Konzertrings ist der Besuch der Konzerte kostenlos. Für Schülerinnen und Schüler sind sämtliche Konzerte kostenlos.
Karten gibt es nur an der Abendkasse, ein Vorverkauf findet nicht statt.
Im Allgemeinen werden keine Reservierungen oder Vorbestellungen vorgenommen. Lediglich in besonderen Fällen (weite Anreise) ist dies möglich.
Dienstag | 25. Oktober | 19.30 Uhr
Bad Segeberg - Bürgersaal des Rathauses