Bad Segeberg (em/sw) Ein neues Kapitel wurde aufgeschlagen im goldenen Buch des Handwerks: Die Kreishandwerkerschaft Mittelholstein begrüßte hunderte neue Azubis zur Einschreibungsfeier in der Kreissporthalle in Bad Segeberg. Stellvertretend für jedes Gewerk schrieben sich je zwei Lehrlinge, der Obermeister und der Lehrlingswart in das Buch ein.

Insgesamt 821 neue Azubis haben im Gebiet der Kreishandwerkerschaft, also im Kreis Segeberg und dem Stadtkreis Neumünster, einen Ausbildungsvertrag mit den Betrieben abgeschlossen. Das sind 46 junge Handwerker mehr als im Vorjahr mögliche Nachmeldungen noch nicht berücksichtigt. „Dieser Tag gehört euch. Die Zukunft übrigens auch“, so begrüßte Kreishandwerksmeister Michael Kahl die Hauptpersonen des Abends, die mit ihren Familien in die Kreissporthalle gekommen waren.

„Weltverbesserer erst in drei Jahren“
„Sie haben den Schritt in eine handwerkliche Lehre gewagt. Dazu kann ich nur sagen: Alles richtig gemacht“, sagte Kahl. Die Lehrlinge von heute könnten selbstbewusst auftreten, so Kahl, denn sie seien gefragt wie nie zuvor. Häufig müssten die Betriebe in dieser Zeit bestehende Aufträge erst einmal abarbeiten die Auftragslage sei so gut, dass neue Projekte oft gar nicht angenommen werden könnten. Deshalb sei die Zukunft der künftigen Fachkräfte im Handwerk gesichert: „Mit einer handwerklichen Lehre werden Sie überall auf der Welt Arbeit finden“, sagte Kahl. Er wolle die jungen Lehrlinge zwar nicht aus Schleswig-Holstein locken, aber sie seien weltweit begehrte Arbeitskräfte auch wegen des dualen Ausbildungssystems hierzulande. Parallel bat der Kreishandwerksmeister darum, lernbereit, wissbegierig und auch kritikfähig zu sein, denn: „Weltverbesserer wird man nicht über Nacht; man muss drei Jahre lernen.“

Die Rede von Michael Kahl und den gesamten Abend übersetzten zwei Dolmetscherinnen das Gesagte in Gebärdensprache ein Novum und ein Schritt in Richtung Teilhabe aller. Günther Stapelfeldt, Präsident der Handwerkskammer Lübeck, war zur Einschreibungsfeier verhindert; an seiner Stelle richtete Christian Maack, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Kammer, das Wort an die frischgebackenen Auszubildenden.

„Es gibt keine bessere Zeit, eine Ausbildung im Handwerk zu beginnen, als jetzt“, sagte Maack. Der Fachkräftemangel werde sich fortsetzen, die demografische Entwicklung spiele dabei in die Hand: Laut einer noch unveröffentlichten Studie werde es bis zum Jahr 2035 rund 180.000 unbesetzte Stellen für Facharbeiter allein in Schleswig- Holstein geben. „Die Mehrzahl davon kommt aus ihrem Bereich sie werden hier immer Arbeit finden, da bin ich mir sicher“, so Maack. „Die Ausbildung im Handwerk sorgt dafür, dass sie mit einer umfassenden Handlungskompetenz auftreten können und zwar auch in Zukunft.“ Das gebe Sicherheit und das Gefühl, im Handwerk richtig aufgehoben zu sein.

Im spaßigen Teil des Abends sorgte der Comedian Jens Ohle aus Hamburg für Spannung und viele Lacher im Publikum: Er balancierte auf einer hohen Aluleiter, jonglierte dort oben mit Fackeln, Keulen und Schwertern und bezog nach und nach vier Azubis in seine Späße mit ein. Anstelle der wegen einer Erkrankung verhinderten Musikband „Mountain Soul Unit“ der Kirchengemeinde Bad Segeberg sorgte während dieser Einschreibungsfeier der Piano-Artist Jens Petersen mit sehr gekonnt vorgetragenen Klavierstücken für die musikalische Untermalung.