Bad Segeberg (em) Der Name Weichert ist für die Besucher der Konzertring-Konzerte in Bad Segeberg schon ein vertrauter. Der Pianist Gregor Weichert war vor drei Jahren zu Gast des Vereins der Musikfreunde. Nun kommt seine Tochter Caroline Weichert nach Bad Segeberg, aber keineswegs als Nachwuchstalent, sondern als renommierte Musikerin, die seit mehr als 20 Jahren Professorin an der Hamburger Musikhochschule ist. Sie tritt regelmäßig als Solistin bei Orchesterkonzerten und in Soloabenden auf sowie in Kammermusikbesetzungen unterschiedlichster Art. Mehrere CDs dokumentieren ihr musikalisches Schaffen. Das Konzert findet statt am Dienstag,28. Oktober um 20 Uhr im Bürgersaal des Rathauses Bad Segeberg, Lübecker Str. 9.

Das Programm, das die Pianistin dem Bad Segeberger Publikum präsentieren wird, umspannt mehrere Jahrhunderte und ist höchst interessant. Die erste Hälfte des Konzertes bietet mit Musik von Carl Philipp Emanuel Bach, Bela Bartok und Jazz-Stücken von Erwin Schulhoff eher Unbekanntes. Nach der Pause stehen die berühmten Händel-Variationen von Johannes Brahms auf dem Programm, wobei die Pianistin zuvor die Originalmusik von Händel, die Brahms aufgegriffen hat, spielen wird. Der Eintritt zu diesem Konzert kostet 15 Euro, Karten gibt es nur an der Abendkasse. Für Mitglieder des Konzertrings und Schülerinnen und Schüler ist der Eintritt frei.

Hintergrundinformationen: Künstlerin Caroline Weichert bekam ihren ersten Klavierunterricht mit 6 Jahren von ihrem Vater Gregor Weichert, der sie auch in den ersten Jahren an der Musikhochschule Detmold als Lehrer begleitete. Nach der künstlerischen Reifeprüfung setzte sie dort das Studium bei Prof. Renate Kretschmar-Fischer fort, das sie 1990 mit dem Konzertexamen „mit Auszeichnung“ abschloss. Internationale Meisterkurse bei Conrad Hansen,Vitaly Margulis und Yvonne Lefébure (Paris) ergänzten das Studium. Sie war Preisträgerin beim Busoni-Wettbewerb, dem deutschen Chopin-Wettbewerb und dem Schubert-Wettbewerb. Die entscheidende Starthilfe war jedoch die zweimalige Aufnahme in die Auswahl junger deutscher Musiker, organisiert vom deutschen Musikrat. Seitdem tritt sie regelmäßig als Solistin bei Orchesterkonzerten (Baden-Baden Philharmonie, Nordwestdeutsche Philharmonie, Telekomorchester) und in Soloabenden auf, sowie in Kammermusikbesetzungen unterschiedlichster Art, wobei die Zusammenarbeit mit Mitgliedern des NDR-Orchesters hervorzuheben ist, die auch auf mehreren CDs (Koch/Schwann) dokumentiert ist. Ihre besondere Liebe gilt dem Repertoire, das im Konzert eher selten zu hören ist, besonders dem des 20. Jahrhunderts. Diese Beschäftigung brachte eine Gesamteinspielung des Klavierwerks von Dimitri Schostakowitsch hervor, die von der „Académie du disque“ ausgezeichnet wurde, sowie die erste Gesamteinspielung des Klavierwerkes von Erwin Schulhoff, von dem einige CDs bereits erschienen sind, die erste davon mit zwei Preisen ausgezeichnet. Seit 1992 ist Caroline Weichert Professorin an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Nach einem 10-jährigen Italien Aufenthalt lebt sie seit einigen Jahren mit Ihrer Familie in Hamburg.
Zum Programm: Carl Philipp Emanuel Bach wurde vor 300 Jahren geboren. Er war der begabteste der Söhne Johann Sebastian Bachs und übertraf zu Lebzeiten seinen Vater bei weitem an Ruhm. Er war Kammer-Cembalist König Friedrichs des II. von Preußen und beendete sein Leben in hochgeachteter Stellung als Nachfolger G. Ph. Telemanns in Hamburg. Für das Klavier schrieb er über 150 Sonaten, 60 z.T. bedeutende Konzerte, und sein Lehrbuch „Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen“ zählt zu den klassischen Unterrichtswerken. Bela Bartóks Klavierstücke „Im Freien“ sind ton- und stimmungsmalende Charakterstücke, nach impressionistischer Auffassung Reflexe der Natur in der Seele. Das trifft besonders auf „Musik der Nacht“ zu, ein den Klavierklang erweiterndes Notturno und ein Meilenstein der neueren Klaviermusik, von dem aus Wege in die Zukunft führen. Erwin Schulhoff gehört zu jenen Komponisten, die in Vergessenheit geraten sind, obwohl sie eine bedeutende Rolle in der Entwicklung der Musikgeschichte spielen. Geboren in Prag wurde er, früh hochbegabt, von Antonin Dvoràk für das Prager Konservatorium empfohlen und war als Pianist wie als Komponist gleichermaßen erfolgreich. Er starb mit 48 Jahren im Lager Weißenburg/Bayern. Caroline Weichert spielt sein gesamtes Klavierwerk auf CD ein. Die sogenannten „Händel-Variationen“ des Komponisten und hervorragenden Pianisten Johannes Brahms gehören neben der fis-Moll-Sonate zu seinen bedeutendsten Klavierwerken und zu den anspruchsvollsten Kompositionen des Klavier-Repertoires überhaupt (legendär ist zum Beispiel die Einspielung von Arturo Benedetti Michelangeli). Sie reihen sich ein in die Serie anderer Klavier-Variationen dieses Komponisten den Schumann-Variationen, den Paganini-Variationen, den Variationen über ein eigenes Thema und den Variationen über ein ungarisches Lied. Das Thema - eine „Aria“- mit 5 Variationen ist Teil der B-Dur-Suite von Georg Friedrich Händel.