Kaltenkirchen (em) Am Freitag, 27. Januar, findet um 19 Uhr, im Raatssaal der Stadt Kaltenkirchen, eine Gedenkveranstaltung statt. Dr. Harald Schmidt hält einen Vortrag zum Thema „Vom Fehlgriff zum Erfolgsprojekt? Zur Entwicklung der deutschen Erinnerungskultur“ .

Ohne öffentliche Diskussion bekam das vereinigte Deutschland vor 16 Jahren einen neuen Gedenktag. 1996 proklamierte Bundespräsident Roman Herzog den 27. Januar 1945 das Datum der Befreiung von Auschwitz durch die Rote Armee zum „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“. Seither wird der Gedenktag landauf, landab in vielfältiger Weise zelebriert. Auch in anderen europäischen Ländern ist der 27. Januar Teil des Gedenkkalenders, und 2005 haben die Vereinten Nationen das Datum ebenfalls zum internationalen Gedenktag bestimmt.

Ist also alles in Ordnung, der 27. Januar ein weiterer Exportschlager „made in Germany“ ein geschichtspolitisches Erfolgsprojekt oder doch eher ein Fehlgriff? Ausgehend von den fragwürdigen Umständen der Etablierung des Gedenktages, setzt sich der Hamburger Politikwissenschaftler und Zeithistoriker Harald in seinem Vortrag mit Motiven, Strukturen und Entwicklungsbedarf in der deutschen Kultur des Erinnerns an die Zeit des „Dritten Reichs“ auseinander. Er beleuchtet den öffentlichen Umgang mit dem Nationalsozialismus und erörtert die aktuellen Herausforderungen der Erinnerungskultur, die sich heute nicht nur durch das „Verstummen der Zeugen“ mit weitreichenden Umbrüchen konfrontiert sieht.

Der Referent
Dr. Harald Schmid, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Bürgerstiftung Schleswig-Holsteinische Gedenkstätten, hat 2011 im Auftrag der Bürgerstiftung ein Gedenkstättenkonzept für Schleswig-Holstein erarbeitet. 2000/01 war er Mitglied im Historikerteam der Ausstellung „Verbrechen der Wehrmacht. Dimensionen des Vernichtungskrieges 1939-1944“ des Hamburger Instituts für Sozialforschung, langjähriger Lehrbeauftragter und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Hamburg und der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Er ist als Vorstandsmitglied des Arbeitskreises „Politik und Geschichte“ in der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft tätig und Mit-Herausgeber des „Jahrbuchs für Politik und Geschichte“ sowie von „Demokratische Geschichte. Jahrbuch für Schleswig-Holstein“.