Kaltenkirchen/Nützen (em) Das Zentrum für therapeutisches Reiten Hof Eichenhorst in Nützen bei Kaltenkirchen sucht für eine wissenschaftliche Studie Patienten, die an Multipler Sklerose (MS) erkrankt sind. Ziel der Studie ist es, die Wirksamkeit der Hippotherapie bei MS-Patienten zu untersuchen und damit zur Aufnahme des Therapeutischen Reitens in den Heilmittelkatalog der Gesetzlichen Krankenkassen beizutragen. Durch die „Therapie auf Rezept“ würden wesentlich mehr Patienten als bisher einen Zugang zu dieser Therapiemöglichkeit erhalten.
Start des Projektes ist im September. MS-Patienten, die sich für die (kostenlose) Teilnahme an der Studie interessieren, werden gebeten, sich per Telefon (0171 - 311 314 3) oder per E-Mail (maren.kos-luebben@gmx.de) bei Maren Kos-Lübben zu melden. Hier erhalten sie nähere Informationen über den Ablauf der Studie und die Voraussetzungen zur Teilnahme. Über die Auswahl der Patienten entscheidet der zuständige Studienarzt. Untersucht wird die Auswirkung auf das Gleichgewicht, die Lebensqualität, Fatigue, Schmerz und Spastik. Zwei 2007 und 2009 im Zentrum für Therapeutisches Reiten Johannisberg e.V. in Windhagen bei Bonn durchgeführte Pilotstudien zeigten bereits vielversprechende Hinweise auf die Wirksamkeit der Hippotherapie bei MS-Patienten.
Die aktuelle große Studie wird unter operativer Leitung des Zentrums für Therapeutisches Reiten Johannisberg e.V. bundesweit an fünf Studienzentren parallel durchgeführt. Die ärztliche Studienleitung obliegt Herrn Dr. med. Dieter Pöhlau, das Projektmanagement übernimmt Frau Dipl.- Gesundheits-Ökonomin Vanessa Wollenweber. Finanziert wird die Studie von der Willi-Drache-Stiftung in Windhagen. Die Studie ist ein Projekt in Zusammenarbeit mit Instituten der Universität zu Köln und der Kamillus Klinik in Asbach (Westerwald). Weitere Infos zur Studie und zum Zentrum für therapeutisches Reiten Hof Eichenhorst gibt es unter www.johannisberg.net und www.hof-eichenhorst.de.
Was ist Hippotherapie?
Hippotherapie ist der medizinische Einsatz des Pferdes in der Physiotherapie auf neurophysiologischer Grundlage. Hippotherapie wird grundsätzlich vom Arzt verordnet und von Physiotherapeuten mit der beruflichen Zusatzausbildung Hippotherapie des Deutschen Kuratoriums für Therapeutisches Reiten (DKThR) mit speziell dafür ausgebildeten Therapiepferden durchgeführt.
Das Therapiepferd wird von einem Pferdeführer am Langzügel im Schritt und auf genaue Anweisung des Physiotherapeuten geführt. Der begleitende Physiotherapeut macht sich dabei die therapeutisch besonders wertvollen dreidimensionalen Schwingungsimpulse des Pferderückens sowie die Zentrifugal-, Beschleunigungs- und Bremskräfte zu Nutze, die auf den Patienten einwirken. Das Pferd überträgt auf den Rumpf des aufrecht sitzenden Patienten etwa 90 bis 110 dreidimensionale Schwingungsimpulse pro Minute, die fast identisch mit dem Bewegungsablauf des Gehens eines Erwachsenen sind.
Die Hippotherapie bietet dabei wie keine andere Behandlungsmethode Menschen mit unterschiedlichen neurologischen Bewegungsstörungen und dadurch gestörter oder verloren gegangener Gehfähigkeit eine harmonische Fortbewegung in einem komplexen gangphysiologisch ablaufenden Bewegungsmuster an. Muskelfunktionen oder Bewegungsabläufe wie zum Beispiel das Gehen können so erhalten, verbessert oder wieder neu erlernt werden. Die Bewegung des Pferdes hat ebenso Auswirkungen auf das Gleich-gewicht und die Koordination, auf die Rumpfaufrichtung und die Rumpfkontrolle, auf die sensomotorische Integration und auch auf die Psychomotorik durch gesteigerte Motivation. Behandelt werden mit der Hippotherapie hauptsächlich neurologische Symptome.