Kaltenkirchen (rj) Ist das nun die „Neue Mitte“ oder nicht? Als Zugpferd für die Innenstadt soll das einmal fertige Quartier am Bahnhof die südliche Achse der Holstenstraße bilden. Doch die geänderte Bebauung als auch der Projektname stoßen auf Kritik.

Es fing so harmonisch an, als die Wuppertaler Firma Ferox am 25. Januar zum ersten Spatenstich ansetzte. Die Kaltenkirchener mussten schließlich geschlagene zehn Jahre darauf warten, dass überhaupt etwas passierte auf dem 20.000-Quadratmeter-Areal am Bahnhof. Und kamen ins Schwärmen: Aus der Brache wird eine moderne Innenstadtfläche mit Geschäften, Restaurants und Praxen. Die Realität hat sowohl die Kaltenkirchener als auch Ferox eingeholt. Das Unternehmen hat scheinbar Probleme bei der Suche nach Mietern für die neuen Gebäude. Von den Plänen für ein zweigeschossiges Gebäude ist man abgerückt. Ferox plant nun, im sogenannten Block 2 einen eingeschossigen, etwa 150 Quadratmeter großen Backshop mit etwa 55 Sitzplätzen und Toiletten zu errichten. Sieben Parkplätze sollen hinzukommen. Die Begeisterung hält sich bei den Kaltenkirchenern in Grenzen, ebenso wie über die Außenfassade von Sky, die geplanten Mietpreise für die Wohnungen und den Namen des neuen Viertels. Wir fragten bei den Parteien in der Stadtvertretung nach: Sind sie mit dem Namen „Neue Mitte“ für den Platz zufrieden? Welchen Vorschlag haben sie? Und: Wie glücklich sind sie mit dem neuen Geschäftszentrum? Wir möchten aber auch Sie, liebe Leser, mit einbinden: Schicken Sie uns Ihre Vorschläge per E-Mail an redaktion@stadtmagazin.sh.

CDU: Bezeichnung unbedingt ändernMeinung und Politik
Nein, mit dem Namen sind wir nicht zufrieden. Der Platz wird Holstenplatz genannt und wir sprechen von dem „Baugebiet Bahnhof“. Die CDU hat schon vor längerer Zeit darauf hingewiesen, dass der Name „Neue Mitte“ geändert werden muss und für Werbemaßnahmen nicht genommen werden soll. Es ist ja auch nur ein Arbeitstitel, wurde uns geantwortet.
Eine „ Neue Mitte“ suggeriert auch gleichzeitig eine „Alte Mitte“. Dieser Begriff fördert nicht die Integration innerhalb des gesamten Zentrums von Kaltenkirchen, wie im Rahmenplan festgeschrieben. Die CDU lehnt die Bezeichnung aus städtebaulichen Gründen ab. Es kann nur „eine“ Mitte zusammen mit Bahnhof, der Holstenstraße, Brauerstraße und am Markt geben. Für Werbemaßnahmen muss der Bauherr sich Gedanken machen. Es sollte der Hinweis Bahnhof oder Holstenplatz eingearbeitet werden. Die Ferox hat einmal ein Gebiet mit einem bestehenden Bebauungsplan gekauft. Bei jedem Bauantrag zu den einzelnen Gebäuden werden Reduzierungen beantragt. Das einmal vorgestellte Geschäftszentrum wird nicht mehr gebaut. Mit der jetzigen Bebauung kann man aus städtebaulicher Sicht nicht zufrieden sein. Ich habe meiner CDU Kaltenkirchen empfohlen, keine weiteren Befreiungen mehr zuzustimmen.

Pro-Kaki: Unser Top-Favorit: HolstenplatzMeinung und Politik
Nach vielen Jahren kommt endlich Bewegung in die Bebauung des Bahnhofsumfeldes. Der neue Sky- Markt ist der erste von fünf Bauabschnitten, der fertiggestellt wurde. Die nächsten Bauabschnitte sind bereits in der Planung; die Stadtvertretung hat den Weg geebnet für weitere Baugenehmigungen.
Es entsteht hier in der nächsten Zeit eine attraktive Erweiterung des Kaltenkirchener Stadtkerns mit neuen Läden, Gastronomie und Wohnungen. Dieser Bereich soll nun auch einen einprägsamen Namen bekommen. Der vom Investor ins Spiel gebrachte Begriff „Neue Mitte“ ist nicht wirklich gelungen. Unser Top-Favorit ist und bleibt der „Holstenplatz“. Im Ranking etwas abgeschlagen liegen die „Bahnhofspassage“ und der „Kaki-Terminal“. Noch wissen wir nicht, welche weiteren Bäume gepflanzt werden; möglicherweise wandeln wir aber auch demnächst „Unter den Linden“.
Nach Fertigstellung der Bebauung würde ein weiterer Markttag am Mittwochnachmittag eine Belebung der gesamten Innenstadt mit sich bringen. Dann ist auch ein guter Zeitpunkt zur Umgestaltung der Holstenstraße in eine „Gemeinsame Straße“. Der jetzige Zustand ist weder für Fußgänger noch Radfahrer und Autofahrer haltbar und kann nur eine Übergangslösung darstellen.

SPD: Bürger an Namenswahl beteiligenMeinung und Politik
Die SPD Kaltenkirchen lehnt diesen Namen entschieden ab. Der von Ferox kreierte Name „Neue Mitte Kaltenkirchen“ suggeriert den Bürgern, dass das jetzige (alte) Zentrum ein alter Hut ist und der neuen Mitte weichen muss. Dabei sollen sich beide Zentren ergänzen und als eine Einheit sich den Bürgern präsentieren. Nicht alt gegen neu! Die gewachsene Mitte Kaltenkirchens ist und bleibt die Holstenstraße mit dem Rathaus, dem alten Marktplatz und den vielen attraktiven Geschäften und Cafes. Um dem Baugebiet einen interessanten, passenden Namen zu geben, wäre es sinnvoll, eine Bürgerbeteiligung auszuschreiben, und den Gewinner dieser Ausschreibung eine kleine Anerkennung zukommen zu lassen. Damit können die Kaltenkirchener Bürger ihre Verbundenheit mit der Stadt zum Ausdruck bringen.
Es gibt natürlich schon Ideen und Vorschläge von Namen, zum Beispiel Am Holstenplatz oder Bahnhofplatz sie klingen aber irgendwie langweilig. Der jetzt fertig gestellte Bauabschnitt ist, nun ja, keine architektonische Meisterleistung.
Um endgültig sich über die Architektur auszulassen, sollte man die weiteren Bauvorhaben Wohnungen, Cafes und weitere Geschäfte, Renovierung des alten Bahnhofes abwarten.

FDP: Unzufrieden über Pläne und NamenMeinung und Politik
Nein, ich bin mit dem Namen nicht zufrieden, denn wir haben bereits eine Mitte in Kaltenkirchen, und zwar um den Grünen Marktplatz herum. Wir sollten den Platz am Bahnhof herum „Holstenplatz“ nennen, da er ja auch in die Holstenstraße führt. Ein Center könnte „Holstencenter“ heißen, soweit dies markenrechtlich möglich ist.

Das neue Geschäftszentrum gibt es ja noch gar nicht, bisher gibt es nur den Supermarkt Sky, eine Parkpalette und die Planungen für ein Geschäftszentrum. Mit diesen weiteren Planungen bin ich und ist meine Partei unzufrieden, denn unsere ursprünglichen Beschlüsse, nämlich ein Drittel Wohnen, ein Drittel Büro/Ärzte und ein Drittel Verbrauchermarkt/Supermarkt, wird nicht realisiert. Die jetzigen Planungen sehen zu wenige Wohnungen vor. Auch die Außenfassade des jetzigen Sky-Gebäudes ist keine Zier für Kaltenkirchens „Eingangstor“.

Weiterhin gibt die Ferox Mietpreise vor, die von innerstädtischen Einzelhändlern, Freiberuflern oder sonstigen Mittelständlern nicht bezahlbar sind. Offensichtlich sollen hier ganz bewusst nur größere „Markennamen“ und Filialisten etabliert werden. Diese Geschäftspolitik ist für unsere Stadt äußerst unglücklich.

Die Linke: Mietpreise schlimmer als TitulierungMeinung und Politik
Neue Mitte Kaltenkirchen würde doch bedeuten, dass alle Bürger daran teilhaben können und sollen. Dies ist aber mitnichten so gemeint. Die Wohnungen, die angeboten werden sollen, haben einen Quadratmeter-Preis von 8,50 Euro und mehr. Das geht nicht, denn für Familien und ältere Menschen müssen auch neue bezahlbare Wohnformen in der City vorgehalten werden. Für Familien mit wenig und geringen Einkommen sowie älteren Menschen darf ein zentrumsnahes Wohnen nicht vorenthalten werden. Aufgabe der Stadtvertretung muss sein, den demografischen Wandel gerecht und solidarisch zu gestalten. Der Anteil der über 65-Jährigen, die alleine wohnen, wird in Zukunft deutlich steigen. Selbstständig leben im Alter heißt auch, neue bezahlbare Wohnformen auch im Zentrum zu bekommen. Eine schöne Idee wäre gewesen, den Bahnhofsvorplatz (der Name darf so bleiben) als einen kleinen Park in der Innenstadt mit Skateranlage und Spielplatz zu gestalten, um auch wieder unsere Kinder und Jugendlichen in die Innenstadt zu locken. Dazu hätte man noch unser schönes Stadtfest und andere Events wieder in die Innenstadt holen können, dass wäre eine echte Alternative! Stattdessen soll der geplante Flottmoorpark gebaut werden, der den Bürgern 800.000 Euro kosten soll.