Neumünster (em) Rund 100 Ausbildungsmessen werden jährlich in Deutschland veranstaltet, um Schülern die Gelegenheit zu geben, sich an einem Ort mit vielen Branchen zu beschäftigen und konkrete Gespräche mit Arbeitgebern, aber auch Azubis zu führen, die vor ihnen ihre Wahl getroffen hatten.

Eine der größten Messen im Norden ist die „nordjob“, die am 26. und 27. Juni in den Holstenhallen in Neumünster stattfand. Natürlich war auch die Kreishandwerkerschaft Mittelholstein mit 7 Innungen dabei. Gleich vor dem Eingang der Halle 5 präsentierte sich die Maler- und Lackiererinnung mit einem Riesentruck in Kooperation mit dem Farbenhersteller Brillux. Matthias Lucht, der mit diesem Sattelschlepper europaweit unterwegs ist, präsentierte im Kofferanhänger mit ausfahrbarem Seitenteil alles, was heutzutage in der Wand- und Deckenbeschichtung möglich und angesagt ist. Maler- und Lackierermeister Andreas Zibell und Jannick Böge von der Neumünsteraner Innung erklärten den Schülern, welche Aufgaben auf einen Maler warteten.

„Vielen ist gar nicht bewußt, was man in unserem Handwerk alles machen kann.“, erläuterte Zibell, „Von der Bühnenmalerei bis zum Beschichten von Großbauten, von künstlerischer Spachtelarbeit bis zum Tapezieren von Arztpraxen haben wir ein weites Spektrum.“ Wie er bedauerte auch Matthias Lucht, dass viele Schüler unvorbereitet kämen und das Wissen über die Möglichkeiten im Handwerk doch sehr dünn sei. In der Halle 5 dann wuselte es von 8-Klässlern, die Schulen rund um Neumünster und aus dem Kreis Segeberg hatten die Chance genutzt und in der Vorferienzeit die jungen Leute, die zum Sommer 2019 in die Ausbildung gehen können, gleich busweise hergefahren. Viele von ihnen hatte schon im Vorfeld feste Beratungstermine vereinbart und sich Fragebögen mitgebracht. Wo findet der Blockunterricht statt, wie gut muss ich in Mathe sein, um mithalten zu können, wieviel Geld gibt es im ersten Lehrjahr, hab ich als Mädchen in einem Job auf dem Bau eine Chance?

Das waren nur einige der Fragen, die hier von Ausbildern und Azubis beantwortet werden konnten. So meinte Maurer-Azubine im 2-Lehrjahr Natascha Gerns, die zur Demonstration ein Holzfachwerk ausmauerte, dass es für Frauen heute keine Probleme auf dem Bau gäbe, für schwere Steine gäbe es Kräne und die älteren Kollegen hätten sich schon lange an Pferdeschwänze auf der Baustelle gewöhnt. Ähnlich äußerte sich Lisa-Marie Neumann, die mit Kenneth Kraft die Segeberger Kfz-Innung vertrat. Sie hatten zwar zur Demonstration einen demontierten Motorblock mitgebracht, betonten aber, dass die Elektronik in Arbeit und Ausbildung immer mehr Raum einnehme. Auch Andreas Bente, Ausbilder an der ÜAS in Lübeck Blankensee, zog den jungen Leuten den Zahn, dass Dachdecker und Zimmerer nur mal ein paar Stück Holz absägten. „Im 2. Lehrjahr sitzt ihr fast nur noch am Zeichenbrett!“ warnte er seine Gesprächspartner. Die Anforderungen in Mathe und räumlichen Denken seien sehr hoch und auch die Bedienung von modernen Abbundmaschinen erfordere viel mehr Wissen und Lernen, als früher. Dabei brauchten allein die 28 Dachdeckerbetriebe im Bereich Mittelholstein dringend Nachwuchs. Auch Elektromeister Fred Woebs konnte sich über Zuspruch nicht beklagen. Er ließ seine Gesprächspartner zunächst einmal einen einfachen Lampenschaltkreis verdrahten.

„Die Schüler kommen hier im 20-Minuten-Takt an.“, sagte er. Auch er empfahl ihnen, bei einigen Betrieben ein Praktikum zu machen, da könne man in wenigen Tagen schon erkennen, ob man Spaß an dem Beruf haben werde. Über die Vielfalt des Handwerks, die hier auf der Messe nur beispielhaft gezeigt werden konnte, informierte die Kreishandwerkerschaft Mittelholstein in einem Vortrag, den den jungen Leuten auch die Karrierechancen aufzeigte. Wer in seinem Leben nicht immer einen Chef über sich haben will und selbstständig entscheiden möchte, dem bietet das Handwerk doch die besten Aussichten.