Neumünster. In den Räumen der Kreishandwerkerschaft Mittelholstein wurde am Donnerstag, 31. Juli 2025, ein bedeutender Meilenstein gefeiert: 15 Männer und eine Frau wurden offiziell aus ihrer Lehrzeit zum Fliesen-, Platten- und Mosaikleger verabschiedet und in den Gesellenstand erhoben.
Den feierlichen Akt übernahm der ehemalige Obermeister der Innung des Baugewerbes Neumünster, Lothar Kutkowsky, der mit bewegenden Worten die Leistung der Absolventin und Absolventen würdigte. „Der Beruf des Fliesenlegers ist mehr als ein Handwerksberuf – das ist ein Beruf mit Präzision, Sinn für Ästhetik und Beständigkeit“, betonte Kutkowsky in seiner Ansprache. Er erinnerte daran, dass Fliesen weit über den klassischen Einsatz in Bad und Küche hinausgehen: „Sie schaffen Räume, die Leben tragen, verleihen Häusern Struktur, Farbe und Charakter. Mit jedem Schnitt, jeder Fuge und jedem perfekt verlegten Quadrat beweisen Sie nicht nur Technik, sondern auch Kunst.“
Die Hand am Bau statt KI
Mit Nachdruck würdigte Kutkowsky die Disziplin und Fachkenntnis des Abschlussjahrgangs: „Sie haben Werkstoffe kennengelernt, ihre Eigenschaften verstanden – mit Staub in der Luft und Präzision im Blick.“ Angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels und des demografischen Wandels sei ihre Rolle heute wichtiger denn je, Kutkowsky: „Die Bauwelt braucht Sie. Und sie wird Sie in Zukunft noch dringender brauchen.“
Er sprach sich außerdem klar für die Attraktivität des Handwerks aus, gerade in Zeiten zunehmender Digitalisierung sei die Hand am Bau nicht zu ersetzen: „Künstliche Intelligenz mag vieles verändern. In manchen Industriebetrieben ersetzen Maschinen die Menschen, aber am Bau arbeiten noch immer Menschen. An Ihrem Stuhl sägt keiner.“
Jörn Rohwer: Prüfungsbester mit Perspektive
Besondere Anerkennung erhielt der Prüfungsbeste des Jahrgangs: Jörn Rohwer aus Hohenwestedt. Der 22-Jährige absolvierte seine Ausbildung im Betrieb seines Vaters Jens Rohwer (Fliesenverlegung Hohenwestedt). Nach einer ersten Ausbildung als Automobilkaufmann entschied er sich bewusst für den Wechsel ins Handwerk. „Im Handwerk habe ich bessere Chancen für die Zukunft“, sagte Rohwer. Es sei die sichtbare, greifbare Arbeit, die ihn erfülle: „Diese Arbeit gibt mir das Gefühl, wirklich etwas zu können.“ Sein Ziel: der Meistertitel.
Lilja Loges: „Keine Notlösung, sondern Begeisterung“
Als einzige Frau im Abschlussjahrgang sprach auch Lilja Loges über ihren Weg ins Handwerk. Die 21-Jährige aus dem Kreis Flensburg absolvierte ihre Ausbildung bei Fliesen Ludwig in Sterup. Nach ihrem Abitur wählte sie den Schritt ins Handwerk aus Überzeugung: „Das war keine Notlösung, sondern basiert auf echter Begeisterung.“ Sie schätze den direkten Kontakt mit Kunden, die Herausforderung auf der Baustelle und das lösungsorientierte Denken, das täglich gefragt sei.
Die Frage nach körperlicher Belastung sah sie pragmatisch: „Fliesenpakete mit maximal 25 Kilogramm kann ich tragen. Das strengt an – aber das strengt auch Männer an.“
Für die beste praktische Prüfung ehrte Lothar Kutkowsky Fabian-Dustin Steenbock, der ebenfalls bei Jens Rohwer in Hohenwestedt gelernt hat.
Foto: Einst Lehrlinge, jetzt Gesellen: die neuen Fachkräfte des Fliesen-, Platten- und Mosaiklegerhandwerks
Foto: Kreishandwerkerschaft Mittelholstein / A. Bury