Norderstedt (em) Am 1. Dezember 1951 wurde die zweijährliche Hauptuntersuchung zur Pflichtübung für alle Autofahrer.

Seit mittlerweile 60 Jahren müssen Autofahrer ihre Fahrzeuge alle zwei Jahre technisch überprüfen lassen. Auch wenn die TÜV-Prüfung für viele ein eher unangenehmer Pflichttermin ist, so dient die Hauptuntersuchung damals wie heute der Sicherheit im Straßenverkehr.

Mit dem Beginn des Wirtschaftswunders Ende der 1940er Jahre nahm der allgemeine Wohlstand nach dem zweiten Weltkrieg wieder zu und mit ihm die Anzahl der Pkw. Bis 1951 stieg die Zahl der Autos auf den deutschen Straßen auf rund 3,7 Millionen eine Rekordzahl von damals schwindelerregender Höhe. Doch mit den Fahrzeugen vermehrte sich auch die Anzahl der Unfälle. Oft waren technische Mängel die Ursache, so dass die Bundesregierung Handlungsbedarf sah. Mit Wirkung zum 1. Dezember 1961 wurde die zweijährliche Hauptuntersuchung gesetzlich vorgeschrieben. Die Überprüfung wurde den Technischen Überwachungsvereinen, den TÜVs, übertragen, welche auch schon vorher technische Abnahmen machten, die bei dem Kauf eines Autos oder auf Anordnung einer Behörde vorgenommen wurden.

Als die Anzahl der zu überprüfenden Fahrzeuge auf einen Schlag anstieg, entstanden logistische Probleme. „TÜV-STATIONEN gab es damals noch nicht“, berichtet Fred Timm, Leiter der TÜV-STATION Norderstedt. „Damals wurden die Autofahrer zu bestimmten Terminen an zentrale Orte geladen, an denen die Prüfer dann die „Kniescheibenprüfung“ vornahmen.“ Der Name stammt von der körperlichen Anstrengung, welche die Prüfer damals auf sich nahmen. Ohne Hebebühnen oder Gruben mussten die Sachverständigen auf die Knie gehen und unter die Fahrzeuge kriechen, um die Bremsen zu prüfen oder nach Rost zu suchen.

„Rost war damals der Todfeind eines jeden Autos“, sagt Timm. „Wenn ein Wagen erst einmal Rost ansetzte, war sein zeitnahes Ende quasi besiegelt zumal damals nicht zwischen kleineren und größeren Mängeln unterschieden wurde.“ So konnten schon vergleichsweise harmlose Probleme zur Stilllegung von Autos führen, wodurch die TÜV-Prüfung ihren gefürchteten Ruf bekam. „Heute ist das ganz anders“, weiß der Norderstedter Stationsleiter. „Zum einen wurden die HU und die Prüfregularien immer wieder verbessert und angepasst. Zum anderen hat der technische Fortschritt viele Probleme, wie den Rost, mittlerweile gut im Griff.“ Der technische Fortschritt machte die Fahrzeuge sicherer, komfortabler und effizienter, führte jedoch auch zu immer komplexer werdenden Aufgaben für die Sachverständigen des TÜV. Wo früher noch mit Hammer und Schraubzange geprüft werden konnte, müssen heute zusätzlich Messgeräte eingesetzt und Computerdaten geprüft werden. Auch die modernen Hybrid- oder Elektromotoren erfordern ganz andere Kenntnisse als die klassischen Otto- oder Dieselmotoren, weshalb die meisten Prüfer heute Ingenieure sind.

Zehn Jahre nach der verbindlichen Einführung der Hauptuntersuchung wurden die Massenprüfungen gegen einzelne Termine getauscht, die nach und nach auch an den neu entstehenden TÜV-STATIONEN vorgenommen wurden. Um den Überblick zu behalten, welche Fahrzeuge geprüft waren und welche nicht, wurde vor 50 Jahren ein Siegel eingeführt die TÜVPlakette war geboren. 2011 ein Jahr der Jubiläen.