Norderstedt (em) In jedem Jahr laden die Gleichstellungsstelle der Stadt Norderstedt, die Buchhandlung am Rathaus und die Stadtbücherei in Norderstedt anlässlich des Internationalen Frauentages am 8. März zu einer Veranstaltung ein. Dieses Jahr geschieht dies bereits am Freitag, 2. März.

Die Veranstaltung beginnt um 19.30 Uhr in der Stadtbücherei Norderstedt-Mitte. Dieses Mal erwartet die Besucher eine Kombination aus Lesung und Gespräch mit der Journalistin und Buchautorin Catharina Aanderud. In der Pause wird ein kleiner Imbiss angeboten. Catharina Aanderud setzt sich in ihrem Buch „Weniger ist mehr“ mit Themen auseinander wie „Gegentrend Lessness weniger ist mehr“ oder „Wie wir von Bürgern zu Konsumenten wurden“ oder „Overnewsed but underinformed“. Catharina Aanderud hinterfragt unser Konsumverhalten, die gängige Auffassung von Arbeit, sie setzt sich mit Mobbing und Burnout auseinander, aber auch mit „Flow“ (der Freude und dem Sinn im Handeln). Das Buch ist bereits 1998 zum ersten Mal aufgelegt worden, aber heute aktueller denn je. Die Autorin wird uns einzelne Passagen nahe bringen, die ganz bestimmt Fragen oder Kritik aufwerfen, und dann bitte: „Nicht nur zuhören, sondern mitreden! Und zwar sofort!“.

Kosten: Lesung und Gespräch 9 Euro inklusive kleinem Imbiss, mit Büchereikarte 8 Euro. Der Vorverkauf am 17. Februar Restkarten gibt es an der Abendkasse Stadtbücherei Norderstedt-Mitte, Rathausallee 50, 22846 Norderstedt, Tel.: 040 - 53 595-950, Fax: 040 - 53 595-969, E-Mail: stb-mitte@norderstedt.de.

Beispielhaft folgen einige Auszüge aus dem Buch, aus dem am 2. März mehr gelesen wird: „Ich erinnere mich mit Schrecken an einen Besuch bei meiner amerikanischen Gastfamilie, bei der ich ein Jahr als Austauschschülerin gelebt hatte. Damals lebten sie in vergleichsweise bescheidenen Verhältnissen. Nun, 20 Jahre später und nach einigen Umzügen, hatte sich die Größe ihres Hauses vervierfacht, das Inventar schätzungsweise verzehnfacht ... Sie (die Hausfrau) selbst hatte an Umfang auch beträchtlich zugenommen (ein vergeblicher Versuch, qua Körpererweiterung mehr Macht über die Dinge zu gewinnen?). Dazu plagte sie Asthma (Erstickungsanfälle wegen der Fülle?), und ihre selbstbewusste Ausstrahlung war ihr gänzlich abhanden gekommen. Und in diesem Moment dämmerte mir plötzlich eine Idee, die ich damals für verrückt hielt, heute jedoch für richtig: Vielleicht, schoss es mir durch den Kopf, ist all dieser Junk, dieser ganze Plunder, mit dem Häuser gefüllt werden, nichts anderes als ein gewaltiges Beschäftigungsprogramm, mit dem eine männlich dominierte Konsumgüterindustrie gelangweilte Hausfrauen beschäftigt hält, um sie von den Schaltzentren der Macht fernzuhalten?“

„Wie amorph der Begriff Arbeit im nachindustriellen Zeitalter geworden ist, ergibt sich auch aus folgenden Betrachtungen: Wenn ich einen Makler beauftrage, ein neues Domizil für mich zu suchen, arbeitet er für mich als Vermittler und bekommt bei Erfolg eine Provision. Gibt mir aber eine nicht berufstätige Mutter einen guten Tipp, weil sie vielleicht durch ihre Kinder in dem Viertel, in das ich ziehen möchte, gut vernetzt ist, so werden ihre Bemühungen in der Regel als Freundschaftsdienst verbucht.“

„Jahrzehntelang ist uns die Logik der allmächtigen Marktwirtschaft mit ihren Gesetzen von Konkurrenz und Wettbewerb eingetrichtert worden, uns wurde vermittelt, dass allein der Profit von Unternehmen Garant unserer wirtschaftlichen Sicherheit, ja die wahre Substanz des Lebens, die treibende Kraft der Zivilisation ist ... Infolgedessen nimmt heute kaum noch jemand Anstoß daran, wenn ... Millionen von Menschen als wirtschaftlich unrentabel bezeichnet werden. „Ohne Lebensrecht“ schwingt dabei schon mit ... Sind sie nicht als Arbeitslose oder Sozialhilfeempfänger ein enormer (eigentlich unnötiger) „Kostenfaktor“?

„Auch der Versuch, viele Dinge gleichzeitig zu tun, auf neudeutsch: „Multitasking“, wirkt sich desaströs auf uns aus, wie man inzwischen weiß. Jahrelang als Inbegriff hocheffizienten und erfolgreichen Arbeitens gepriesen, bedeutet dies in der Informationsgesellschaft ja nichts anderes, als sich parallel viel zu vielen Informationskanälen zu öffnen.“ „Wer ... viele Informationen an sich heranlässt, kommt nicht umhin, dies oberflächlicher zu tun, das heißt: Die einzelnen Informationen werden mit weniger emotionaler Bedeutung gekoppelt die Kapazität zur Tiefenverarbeitung bleibt auf der Strecke. Wir verflachen.“

Der amerikanische Psychologe Mihaly Csikszentmihalyi nannte „den besonderen seelischen Zustand, den Menschen erleben, die völlig in ihrem Tun aufgehen, „Flow“, ein einheitliches „Fließen“, von einem Augenblick zum nächsten.“ „Wir sorgen uns wegen der Sinnlosigkeit und Entfremdung in unseren täglichen Aktivitäten und der daraus folgenden ständigen Jagd nach extrinsischen (äußeren) Belohnungen, welche die Leere unserer Existenz symbolisch kompensieren sollen“, bringt Csikszentmihalyi sein Forschungsethos auf den Punkt ...Durch Aktivitäten, die Freude bereiten, wird das Gefühl einer Entdeckung geschaffen, ein kreatives Gefühl ...Es veranlasst die Person zur Bewältigung von Anforderungen und zum Lösen von Schwierigkeiten. Mit anderen Worten: Flow-Erfahrungen führen zu persönlichem Wachstum ...“

Dies sind nur einige kurze Auszüge aus dem Werk von Catharina Aanderud. Wir denken, dass es sich auf jeden Fall lohnt, darüber zu diskutieren. Informationen zur Autorin: Catharina Aanderud war nach ihrem Studium der Psychologie, Theologie und Philosophie lange Zeit Redakteurin und freie Journalistin für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften, darunter „Spiegel“ und „Zeit“. Von ihr erschienen bereits die Bücher „Die Gesellschaft verstößt ihre Kinder Werteverlust und Erziehung“ und „Schatz, wie war dein Tag auf dem Sofa? Hausfrau die terschätzte Familienmanagerin“. Darüber hinaus hat sie als writerin zahlreiche Biografien geschrieben. Die Autorin hat einen Sohn und lebt in Hamburg.

Weitere Informationen unter www.aanderud-biografien.de.