Norderstedt (em) Mit viel Engagement und Einsatz hat sich die Solar Initiative Norderstedt eG (SIN) einen Namen geschaffen. In zwei Jahren seit ihrer Gründung auf 30 Dächern in und um Norderstedt herum 130 kW Photovoltaikanlagen geschaffen. Eigentlich ein Grund zum Feiern
hätte nicht der Bundestag am 29. März beschlossen, die Förderung von Fotovoltaikanlagen innerhalb von nur drei Monaten um 20 Prozent zurückzunehmen, und dann in jedem folgenden Monat nochmals um 1 Prozent! „Es ist nicht die Kürzung an sich, die uns fassungslos macht, es ist die Plötzlichkeit, Unvorhersehbarkeit und Größe der Absenkung“, bemerkt Michael Ramcke, Vorsitzender des Aufsichtsrates. „Eine Regierung, die an anderer Stelle Planungssicherheit anmahnt, sollte wissen, dass dieser dramatische Kurswechsel innerhalb weniger Wochen einen Kahlschlag in der Deutschen Solarbranche auslösen wird“, so Ramcke weiter. Bei der SIN eG gingen kurz nach Bekanntwerden dieser Absenkung drei Auftrags-Stornierungen ein. Möglicherweise ein Zeichen völliger Verunsicherung der Verbraucher.
Auf die Frage, ob er es denn richtig fände, dass jeder Stromverbraucher 3,5 ct/kWh zur Förderung der Photovoltaik zahlen müsse, erläutert Ramcke seine Ansicht, dass der Sonnenstrom in mehrfacher Hinsicht ungerecht behandelt wird und nennt die drei wichtigsten Ungereimtheiten: „Die Subventionierung von Kohle ist nicht geringer, sondern nur besser versteckt“, bemerkt Ramcke. Seit 40 Jahren trüge sie der Steuerzahler und noch heute werde jeder Arbeitsplatz jedes Jahr mit 70.000 Euro subventioniert. „Noch besser werden die Kosten des Atomstroms versteckt“ fährt Ramcke fort. „bei keiner Art der Stromerzeugung können Forschung und Rückbau auf den Steuerzahler abgewälzt werden, nur beim Atomstrom!“ Nach einer Studie von Greenpeace machen schon alle bislang aufgelaufenen Subventionen 4,3 ct je kWh Atomstrom aus. „Und das schließt noch nicht einmal die Kosten der Endlagerung für weitere geschätzte 100.000 Jahre ein“, beschwert sich Ramcke. Das Verursacherprinzip, das für jede andere Industrie gilt, werde von der Atomindustrie erfolgreich auf den Steuerzahler abgewälzt.
Die dritte Ungerechtigkeit sei, dass der Sonnenstrom mit Kosten belastet werde, die gar nicht anfielen. Die Kosten für die Netznutzung betrüge laut Abrechnung der Stadtwerke etwa 5 ct/kWh. „Mein Eigenverbrauchsanteil beträgt 30 Prozent, d. h. dieser Anteil verlässt mein Haus überhaupt nicht, der Rest des erzeugten Stromes dürfte in die im Umkreis liegenden Haushalte fließen. Mein Strom hat also ganz sicher keine Netznutzungskosten von 5 ct/kWh, sondern viel weniger, ein klarer wirtschaftlicher Vorteil, der aber leider nicht dem Sonnenstrom gutgeschrieben werde“, erläutert Ramcke. Die weiteren offensichtlichen Vorteile (geräuschlos, bei Dachmontage kein Landschaftsverbrauch, Energetische Amortisation nach drei Jahren, kein CO2) erwähnt Ramcke nur am Rande.
Die Frage „Wer hat Angst vor Sonnenstrom?“ beantwortet Ramcke, indem er auf die großen Stromkonzerne weist. Für ihn ist das eine von cleveren Lobbyisten gesteuerte Kampagne, die verhindern soll, dass die großen Stromkonzerne ihre Macht zumindest zum Teil aus der Hand geben. Womöglich mit dem Ziel, dass der langfristig teuerste Strom aus Atomkraft eine dritte Chance bekommt. Die seit zwei Jahren ehrenamtlich geleitete Solarinitiative Norderstedt sieht sich am Scheideweg, sollte die Kürzung zum Gesetz werden. „Wir brauchen einen neuen Plan“, stimmt Ramcke auf die demnächst stattfindende Generalversammlung der Genossenschaft ein. Die SIN eG freut sich über alle Gäste, die am 8. Mai um 19 Uhr den Weg zum „Meilenstein“ in der Rathausallee 60, 22846 Norderstedt, finden.