Neumünster (em) Krankenstand in der Region insgesamt über Landesniveau Sonderanalyse untersucht Stress von erwerbstätigen Eltern. Der Krankenstand in Neumünster ist 2013 angestiegen. Die Ausfalltage aufgrund von Erkrankungen nahmen um 0,2 Prozentpunkte zu, während sie im gesamten Bundesland Schleswig-Holstein nur um 0,1 Prozentpunkte anstiegen. Mit 4,1 Prozent hatte die Region zudem einen höheren Krankenstand als der Landesdurchschnitt (3,9 Prozent). Damit waren an jedem Tag des Jahres von 1.000 DAK-versicherten Arbeitnehmern 41 krankgeschrieben. Der höchste Krankenstand in Schleswig-Holstein wurde mit 4,4 Prozent in den Landkreisen Plön und Ostholstein verzeichnet, der niedrigste mit 3,6 Prozent im Kreis Stormarn.

Wie der aktuelle DAK-Gesundheitsreport für die Stadt Neumünster zeigt, veränderte sich im Vergleich zum Vorjahr bei einigen Diagnosen der Krankenstand. Die größte Steigerung um fast 35 Prozent gab es bei psychischen Erkrankungen, zu denen Angstzustände und Depressionen gehören. Die Diagnose lag damit an Platz zwei der häufigsten Ursachen für Krankschreibungen in der Region und übertraf den Landesschnitt. Hauptursache für Arbeitsausfall waren erneut Muskel-Skelett-Erkrankungen wie Rückenschmerzen, bei denen ebenfalls ein Anstieg verzeichnet wurde. Um rund 25 Prozent zugenommen haben zudem Atemwegserkrankungen wie Erkältungen und Bronchitis. Zurückgegangen sind hingegen die Ausfalltage auf Grund von Verletzungen und Vergiftungen.

Die Diagnosen wurden rund 13 Prozent seltener gestellt. „Der gestiegene Krankenstand in Neumünster hat verschiedene Aspekte“, erklärt Torsten Matzen von der DAK-Gesundheit die Ergebnisse. „Während Kurzzeit-Krankheiten wie Erkältungen für Arbeitgeber in der Regel leichter zu bewältigen sind, bedeuten längere Erkrankungen wie seelische Leiden meist größere Probleme.“ In Schleswig-Holstein sind die Fehltage durch psychische Erkrankungen seit dem Jahr 2000 um 89 Prozent gestiegen. Deshalb unterstütze die Kasse auch Unternehmen beim betrieblichen Gesundheitsmanagement und zeige Wege auf, wie sie die Beanspruchung ihrer Mitarbeiter durch effektive Prävention besser ausgleichen könnten.

Eltern und Kinderlose haben gleiche Stressbelastung im Job
Die DAK-Gesundheit untersucht in ihrem aktuellen Gesundheitsreport speziell die Situation der sogenannten Rushhour-Generation. Die „Rushhour“ bezeichnet die Lebensphase zwischen 25 und 39 Jahren, in der sich vielfältige Anforderungen aus Beruf und Familie ballen. Die Krankenkasse hat dafür den Krankenstand ihrer Mitglieder analysiert und bundesweit 3.000 Männer und Frauen repräsentativ befragt. Ein Fazit: Obwohl viele Männer und Frauen ab 25 Jahren wegen Mehrfachbelastung unter Druck stehen, wirkt sich das kaum bei den Krankschreibungen aus. Sie fallen im Job seltener aus als jüngere Kollegen und sind kürzer krankgeschrieben als die Älteren. Im Vergleich zu den über 40-Jährigen haben sie 40 Prozent weniger Ausfalltage.

Weiteres wichtiges Studienergebnis: Erwerbstätige Eltern leiden nicht mehr unter chronischem Stress als Berufstätige ohne Kinder. Chronische Krankheiten kündigen sich an „25- bis 39-jährige Arbeitnehmer sind besonders beansprucht“, so Matzen. „Die Bewältigung der Rushhour gelingt ihnen meist ohne gesundheitliche Nachteile. Sollen sie aber bis zur Rente produktiv bleiben, müssen Arbeitgeber nachhaltig in die Gesundheit ihrer Mitarbeiter investieren. Der in dieser Gruppe niedrigere Krankenstand darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich in diesem Alter bereits erste Ansätze für chronische Krankheiten bilden.“ So sind in Schleswig-Holstein in der Rushhour des Lebens bereits vier von zehn Beschäftigten mit Rückenproblemen in Behandlung.

Unter den 20 häufigsten Einzeldiagnosen bei Männern gibt es neben den akuten Beschwerden auch langfristige Beeinträchtigungen. Knapp sieben Prozent der Männer sind beispielsweise wegen Bluthochdruck in Behandlung, der häufig in Verbindung mit Stress und Bewegungsmangel steht. Diese Krankheitsbilder sind bei jüngeren Erwerbstätigen beachtenswert, da sie häufig wiederkehren und den Gesundheitszustand langfristig erheblich beeinträchtigen können. Mütter sehen Karrierenachteil durch Kinder Vor diesem Hintergrund ist es problematisch, dass erwerbstätige Eltern weniger auf ihre Gesundheit achten. Laut DAK-Studie machen viele Mütter und Väter im Spagat zwischen Job und Kindern Abstriche bei sich selbst. Berufstätige Eltern in Schleswig-Holstein treiben seltener regelmäßigen Sport und schlafen weniger als Kinderlose. Weit mehr als die Hälfte der Befragten gibt an, nicht genug Zeit für sich selbst zu haben. Außerdem fürchtet fast jede zweite Mutter Karrierenachteile durch ihre Kinder. Bei den Vätern gibt dies nur jeder Fünfte an.

Betriebe haben Nachholbedarf
„In Sachen Familienfreundlichkeit haben viele Arbeitgeber in Schleswig-Holstein noch Nachholbedarf“, betont Torsten Matzen von der DAK-Gesundheit. Sehr oft lägen Wunsch und Wirklichkeit auseinander. Laut Studie glauben zwei Drittel der erwerbstätigen Eltern, Gleitzeit würde ihren Alltag erleichtern. Aber nur ein Drittel kann solche Angebote nutzen. Deutliche Defizite gibt es auch bei Betriebskindergärten und krippen. Ferner wünschen sich 46 Prozent der Mütter und Väter, dass ihre Chefs und Kollegen bei der Terminplanung mehr Rücksicht nehmen. Aber nur 17 Prozent der Befragten erlebt dies auch. Matzen: „In der Arbeitswelt werden die Bedürfnisse vieler Eltern nicht berücksichtigt. Das erschwert die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.“ Die DAK-Gesundheit hat rund 245.000 Versicherte in Schleswig-Holstein, davon rund 13.000 in Neumünster.